Die kanadische Künstlerin Cold Specks gastiert am 24. Januar im Nochtspeicher

Es gibt eine ganze Reihe von Zeitgenossen, die loben Kanada als das gute Nordamerika. Städte wie Toronto, Montreal und Vancouver gelten als weltoffen, und der Ahorn-Staat unterstützt seine Künstler mit Geld und Förderprogrammen. Al Spx, Künstlername Cold Specks, hat ihre Heimat dennoch verlassen und ist von Etobcoke, einem Vorort von Toronto, nach London umgezogen. „Ich musste aus Toronto weg, weil ich dort keine Perspektive für mich gesehen habe“, sagt sie. In Großbritannien bekam die Singer/Songwriterin dann die erhoffte Aufmerksamkeit für ihre Lieder, die sich mit Glaube, Tod und Vergänglichkeit beschäftigen. Nach ihrem beeindruckenden Debüt „I Predict A Graceful Compulsion“ horchte die Fachwelt auf, berühmte Kollegen wie Moby und Michael Gira von den Swans luden sie zur Zusammenarbeit ein.

Schon Anfang 2013 begann sie, erste neue Songs zu schreiben. Dafür zog sie sich drei Monate in ein abgelegenes Cottage in Somerset zurück, ganz in der Nähe von Glastonbury, wo Englands größtes Rockfestival jedes Jahr über die Bühne geht. Ihr lakonischer Kommentar über Glastonbury: „It’s a fucked-up place.“ „Neuroplasticity“, Cold Specks’ zweites Album, erschien im vergangenen Sommer auf dem Mute-Label, eine feine Adresse, bei der unter anderem auch Nick Cave zu Hause ist.

Die raue kratzige Stimme erinnert manchmal an das vom Whisky zerschundene Organ eines Tom Waits, die Inbrunst, mit der die junge Afroamerikanerin singt, an Gospelinterpretinnen wie Mahalia Jackson. Die Kanadierin, die als Teenager die Strokes und Ryan Adams geliebt hat, integriert auch Elemente von Indie-Rock und Gothic in ihre Lo-Fi-Spirituals. Das Album von Cold Specks klingt einerseits nach 21.Jahrhundert, mit seinen oft auf Sprechgesang und minimaler Begleitung reduzierten Arrangements, aber auch nach 19. Jahrhundert, als in den USA noch Sklaverei herrschte. Al Spx und ihre Band liefern den Gegenentwurf zu all dem Glamour-Pop und Nonsense, der die Hitparaden anführt. Nachdem sie im vergangenen Jahr beim Reeperbahn Festival überzeugte, kehrt Cold Specks am 24. Januar nach Hamburg zurück – diesmal in die intime Atmosphäre des Nochtspeichers.

Cold Specks Sa 24.1., 20.30, Nochtspeicher (S Reeperbahn), Bernhard-Nocht-Straße 69a, Karten zu 22,70 im Vorverkauf; www.coldspecks.com