Eine neue Dokumentation zeigt das Leben der Russen von Kaliningrad bis Wladiwostok

Zwischen der russischen Exklave Kaliningrad im Westen und Wladiwostok ganz im Osten liegen fast 7500 Kilometer. Russland ist ein riesiges Land und Heimat vieler, ganz unterschiedlicher Menschen. Die Schnittmenge der allermeisten zwischen Ostsee und Pazifischem Ozean, zwischen urbaner Metropole und ländlichem Idyll ist eine, mal vehementer, mal verhaltener vorgetragene Zustimmung zum Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin.

Diese, das zeigt die neue ARD-Dokumentation „Putins Volk“, findet ganz unterschiedlichen Ausdruck: In Moskau zum Beispiel in Form der „Jungen Garde“. Bei einer Messe der Jugendorganisation der Präsidentenpartei Einiges Russland werden Andenken mit dem Konterfei Putins verkauft, die eher an die Hipster-Viertel anderer europäischer Großstädte erinnern als an irgendetwas, das man mit russischem Patriotismus in Verbindung bringen würde: Der Präsident blickt von T-Shirts und Ringen, Karikaturen, in denen er die europäischen Staatsoberhäupter in die Schranken weist, finden ebenfalls regen Absatz. Mittendrin Irina Wolodtschenko, eine junge, gebildete, gut aussehende Frau und glühende Anhängerin ihres Präsidenten. Von Politikverdrossenheit ist bei ihr nichts zu spüren, genauso wenig wie beim Landwirt aus der Mitte des Landes – obwohl er sich noch mehr Unterstützung für die russischen Bauern wünschen würde.

Die Sanktionen der EU interessieren ihn aber genauso wenig wie den Schlepperkapitän aus Wladiwostok, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Während der eine mit viel nahe liegenderen Problemen als Einfuhrstopps für europäische Produkte zu kämpfen hat, ist für die Einwohner der Boomtown im äußersten Osten Russlands Europa insgesamt nicht von Interesse: In Wladiwostok schaut man zu den unmittelbaren Nachbarn, nach China und Korea. Und weil – wie die Frau des Kapitäns nur halb im Scherz bemerkt „sie ja nicht mehr zu den Waffen greifen“ könnten, dazu seien sie zu alt – errichten sie ihrem Präsidenten eben eine kleine Kapelle, um ihrer Bewunderung Ausdruck zu verleihen.

Kritische Stimmen, sie sind nicht ganz leicht zu finden. Das musste auch die Moskauer Lehrerin bemerken, die meint, Russland hätte in der Ukraine nichts verloren, die zum Maidan in Kiew reiste, um sich vor Ort ein eigenes Bild von der Lage zu machen: In der Klasse, die sie unterrichtet, steht sie mit ihrer Meinung fast allein da. Ganz im Gegensatz zu Irina Wolodtschenko, der Putin-Unterstützerin.

„Putins Volk“, Mi 22.45 Uhr, ARD