In der neunten Staffel von „Ich bin ein Star“ zeigt sich das Model als „Opfer der Nation“

Menschliche Dramen, dargeboten von Personen, die mit akuter Selbstüberschätzung zu kämpfen haben: Genau dafür schaltet man „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ ein, und auch die am Wochenende gestartete neunte Staffel der Show enttäuscht in dieser Hinsicht nicht.

RTL gebührt ein Kompliment, hat der Sender es doch erneut geschafft, aus ehemaligen Castingshow-Teilnehmern und fast vergessenen TV-Gesichtern vergangener Tage einmal mehr eine Mischung zu zaubern, die Einschaltquote und Unterhaltung garantiert. Zwar kommen die Quoten noch nicht ganz an die des Vorjahres heran, doch man bewegt sich stabil jenseits der sieben Millionen Zuschauer (7,50 Millionen am Freitag, 7,23 Millionen am Sonnabend). Und wenn Sara Kulka noch länger darauf bestehen sollte, „das Opfer der Nation“ zu sein, könnten sich diese Zahlen sogar noch verbessern.

Die ehemalige Teilnehmerin an Heidi Klums Suche nach „Germany’s Next Topmodel“ tut augenblicklich alles dafür, um den Pawlowschen Telefonreflex bei den Zuschauern auszulösen. Wer mit solcher Vehemenz darauf hinweist, dass er ohnehin schon gewählt ist, dass er leidet und mit der Gesamtsituation überfordert ist, dem sind die Telefonstimmen für die nächste Dschungelprüfung schon fast sicher. In diesem Zusammenhang hat Kulka eigentlich nur einen ernsthaften Konkurrenten, nämlich Walter Freiwald. Dieser verzweifelt seit der ersten Minute an mangelnden Zigaretten, böswilligen Quallen, fehlenden Einlagen für seine Schuhe, an den Mitbewohnern im Camp und seiner eigenen Biografie. Immerhin weiß der Ex-„Der Preis ist heiß“-Moderator, warum er sich auf den zweiwöchigen Campingurlaub mit Kamerabegleitung eingelassen hat: Er will einen neuen Job. Das Dschungelcamp, er sieht es als Chance, wieder wahrgenommen zu werden, vergleicht sich in einem improvisierten Bewerbungsvideo mit Thomas Gottschalk und Günther Jauch und ist überzeugt davon, dass er das, was die machen, auch kann.

Ihm scheint dabei aber entfallen zu sein, dass die primäre Funktion des Dschungelcamps in der Unterhaltung der Zuschauer besteht: Sara Kulka wird nach dem Auftakt am Freitag und der abgebrochenen Prüfung am Sonnabend zum dritten Mal in die Dschungelprüfung gewählt und Walter Freiwald durch gekonnte Schnitte und die gewohnt süffisante Moderation von Sonja Zietlow und Daniel Hartwich in einem Licht dargestellt, das einem Wiederaufflammen der Fernsehkarriere nur bedingt hilfreich sein dürfte. Von den neun anderen Teilnehmern ist noch nicht allzu viel zu sehen und zu hören.

Aber die neunte Staffel Dschungelcamp hat ja auch gerade erst angefangen ...