Nicht etwa in Berlin, sondern ausgerechnet in Los Angeles befindet sich die weltgrößte Sammlung von Objekten aus der untergegangenen DDR

Wende-Museum heißt eine erstaunliche Institution, die der amerikanische Kulturhistoriker Justinian Jampol ins Leben gerufen hat. Als er kurz nach dem Fall der Mauer Ostdeutschland besuchte, sammelte er all die Dinge, von denen sich die ehemaligen DDR-Bürger möglichst schnell und für immer trennen wollten: Robotron-Computer, Lenin-Büsten, Sandmännchen-Figuren, Plastikmöbel, Designobjekte, aber auch Dokumente der Indoktrination und Unterdrückung. Doch die Sammlung, die Jampol mit Unterstützung von so renommierten Institutionen wie dem Getty-Center zusammentragen und nach Los Angeles bringen ließ, ist kein Kuriositäten- oder Gruselkabinett, sondern ein Museum, das die Relikte des Kommunismus bewahrt, ausstellt wie auch wissenschaftlich erforscht. Und dabei geht es nicht nur um die DDR, sondern um die Hinterlassenschaft des gesamten Ostblocks. Die Sammlung, die gegenwärtig neue Räume in einen ehemaligen Bunker der amerikanischen Nationalgarde bezieht, umfasst inzwischen weit mehr als 100.000 Objekte und hat damit ihre Kapazitätsgrenze erreicht.

Eine repräsentative Auswahl wird in einem 900 Seiten starken Prachtband dokumentiert, der ein Vierteljahrhundert nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Taschen-Verlag unter dem Titel „Beyond the Wall/Jenseits der Mauer“ erschienen ist – ein beeindruckendes Archiv zu Alltagskultur eines Gesellschaftssystems, in dem das Politische weit ins Persönliche hineinreichte, die Menschen sich dennoch ihre privaten Nischen bewahrt haben.