Beim ersten „Slam-Dreikampf“ 2015 misst sich Jan Philipp Zymny mit Julius Fischer

Ins Kino? Ins Konzert? Oder doch lieber zur Lesung? Beim „Slam-Dreikampf“ macht es der richtige Mix. Genau den haben Jan-Oliver Lange und Michel Adollahi, Organisator und Moderator des Hamburger Slam-Labels Kampf der Künste, schon vor mehr als fünf Jahren gefunden. Lange hatte beobachtet, dass es oft dieselben Künstler waren, die beim Poetry-Slam, beim Singer/Songwriter-Slam und beim Short-Film-Slam mitmischten. „Warum sollen wir nicht den besten in allen drei Slams finden?“, fragte sich Lange.

Seitdem lädt der Kampf der Künste zweimal im Jahr ins Schauspielhaus je zwei der besten Universalkünstler des Landes, um den König der Dichter zu küren. Schließlich gilt Hamburg längst als Slam-Hauptstadt der Republik.

Im größten deutschen Sprechtheater hatte Jan Philipp Zymny Ende September seine Premiere in der Königsdisziplin gefeiert – und gleich das Publikum überzeugt. Das entscheidet, vertreten durch eine von Abdollahi willkürlich ausgewählte fünfköpfige Jury, über seinen Favoriten. Bei der oft alles entscheidenden finalen Zusatzdisziplin, dem Freestyle, kommt nach Text, Musik (mit eigenem Song) und (Kurz-)Film das Applausometer zum Einsatz. Weil Zymny, ein moppeliger Jüngling, „Jahrgang 1993, Spätlese Südhang“ mit einer Vorliebe für ausgefallene Mützen auf seinem Kreativkopf, mit seinem schrägen Hörspiel „Entspannen mit Jan Philipp Zymny“ die Mehrheit der Zuschauer überzeugen konnte, reist er am Sonnabend als Titelverteidiger an.

Zuvor hatte sich der „Wuppertaler Wolfsjunge“, wie sich der Jungstar unter den Profischreibsportlern selbstironisch nennt, bei den deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften 2013 die Krone aufgesetzt – dank eines irrwitzigen Beitrags über einen Zoobesuch. Erst drei Jahre zuvor war Zymny via Internet auf den Dichterwettstreit gestoßen und dann gleich nach dem Abitur durchgestartet. Die Einladung zum „RTL Comedy Grand Prix“ abgelehnt zu haben bezeichnet der skurrile Buchautor („Hin und zurück – nur bergauf!“) indes als seinen größten Erfolg.

Julius Fischer, sein Mitstreiter im Schauspielhaus, hat da nach zehn Jahren mehr zu bieten – auch an TV-Erfahrung. Der Student der Germanistik und Geschichte war einer der Protagonisten der Kinodokumentation „Dichter und Kämpfer“, mit seinem Kompagnon André Herrmann 2010 im Team Totale Zerstörung Vize- sowie im Jahr darauf in der Hamburger O2 World sogar deutscher Meister im Duo-Slam. Auch solo gewann er zahlreiche Poetry Slams im deutschsprachigen Raum.

Als Dichter hat der gebürtige Geraer sowohl die Dresdner Lesebühne als auch das Schkeuditzer Kreuz in seiner Wahlheimat Leipzig mitgeprägt. Inzwischen hat sich Fischer auch als festes Mitglied der Berliner Lesebühne Lesedüne etabliert.

Mit Christian Meyer tritt Fischer im Fuck Hornisschen Orchestra zudem als – schräger – Musiker auf. Und mit seiner Satire „Die schönsten Wege der Wanderhure. Kein historischer Roman“ löste der Autor, in Hamburg bereits fünfmaliger „Slam-Dreikampf-Sieger“, sogar einen Gerichtsstreit aus. Ob seine Beiträge beim ersten Dichter-Duell 2015 auch so brisant sind? In jedem Fall sind Zymny und er gefordert, das Publikum mit neuem Material zu erheitern.

„Slam-Dreikampf“ Sa 10.1., 20.00, Schauspielhaus (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten zu 10,- (erm.) bis 22,-; Internet: www.kampf-der-kuenste.de