Ein Niedergang wird in Paolo Virzis „Die süße Gier – Il Capitale Humano“ beschworen, eine gnadenlose Abwärtsbewegung, die sich aber von Beginn an nach oben sehnt. So wie der kleine Immobilienmakler Dino (Fabrizio Bentivoglio): Ständig kriecht er schmeichelnd dem wohlhabenden Börsenmakler Giovanni (Fabrizio Gifuni) hinterher, denn Dino will sich in dessen Fond einkaufen. Er nimmt dafür hohe Schulden auf, verstößt damit wiederum gegen die Vertragsklauseln, eine Kette von Lügen legt sich schwer um alle Figuren und zieht alle in den Abgrund.

Virzi geht sogleich über Leichen: In finsterer Winternacht wird ein Radfahrer von einem Geländewagen überrollt. Nach diesem kurzen Prolog entblättert der Film in drei gleich langen Kapiteln, benannt nach den Hauptfiguren Dino, Carla (Valeria Bruni Tedeschi) und Serena (Matilde Gioli), was passiert ist – und dabei, ganz profan, was ein Mensch in dieser kapitalistischen Welt „wert“ ist. Doch keine der vielen, teils karikaturhaften Figuren taugt zum Sympathieträger. Tragischerweise wird es dadurch angenehm leicht, sich „Die süße Gier“ als Problem der Anderen vom Leib zu halten.

++--- „Die süße Gier“ I/F 2013, 109 Min., ab 12 J., R: Paolo Virzì, D: Fabrizio Bentivoglio, Valeria Bruni Tedeschi, täglich im Abaton (OmU), Passage, Zeise