Einschalten: Der Roman des Hamburger Autors Tino Hanekamp ist auf N-Joy und NDR Kultur zu hören. Genau das Richtige für eine angemessen-chaotische Einstimmung zur Silvesterparty...

Tino Hanekamps vor drei Jahren erschienener Debütroman „So was von da“ eignet sich gut als Hörbuch. Und gleichzeitig überhaupt nicht. Zwar vereint er ein überschaubares Personal mit einer rasanten, von den Dialogen des Ich-Erzählers Oskar Wrobel mit seinen Counterparts getriebenen Handlung: Oskar will eigentlich nur die allerletzte Party in seinem Club feiern, zu Silvester natürlich. Danach wird abgerissen. Das gestaltet sich aber in Anbetracht einer Kiezgröße, die ihn mit einer Bank verwechselt, einem Freund, der sein Familienleben umkrempeln möchte und diverser weiterer kleiner und großer Katastrophen deutlich schwieriger, als man meinen möchte. So weit, so hörspielfreundlich. Aber ein Gutteil des Charmes von „So was von da“ erwächst aus der Atmosphäre des Nachtlebens auf St. Pauli, das Hanekamp als Clubbetreiber genau beobachtet und als Literat dann auf knapp 300 Seiten zum Leben erweckt hat. Insofern war das gemeinsame Projekt der jungen Radiowellen und der Kulturradios der ARD, unter Federführung des NDR ein Hörspiel aus der Geschichte zu machen, ein gewagtes Experiment.

Passende Musik und ein genervter Rockstar

Das man aber guten Gewissens als gelungen bezeichnen kann: Unter der Regie von Judith Lorentz fühlt man sich 54 Minuten lang tatsächlich auf den Spuren von Oskar, mitten auf St. Pauli. In mühevoller Kleinarbeit haben Lorentz und Dramaturgin Susanne Hoffmann Settings für die Szenen gefunden (wann immer es sich machen ließ, ist das Team dem Studio ferngeblieben), passende Musik und nicht zuletzt Stimmen, denen man den vom Leben überrollten Clubbetreiber, der Kiezgröße oder den vom eigenen Erfolg genervten Rockstar abnimmt.

Mit unter anderem Tom Schilling („Crazy“, „Oh Boy“) als Protagonist, mit Thalia-Schauspieler Jens Harzer als dessen in „gegenseitiger Verachtung“ verbundenem Kompagnon Pablo und Valery Tscheplanowa als lebenshungrige Nina sind dem Team echte Glücksgriffe gelungen, die den Charakteren Tiefe geben, ohne sie zu überladen. Und wem der Jargon des allenfalls halbseidenen Kiezkalle geradezu erstaunlich stimmig vorkommt, den wird kaum verwundern, dass dieser von Thomas „Karate-Tommy“ Born gesprochen wird. Der muss schließlich noch von früher wissen, wie man so redet als Geschäftsmann auf St. Pauli.

Will man sich kurz vor Silvester schon einmal in angemessen chaotische Stimmung für die letzte Party des Jahres bringen, muss man nicht bis in die Puppen vorfeiern. Das Radio zur richtigen Zeit einzuschalten reicht.

„So was von da“, Mo 21.00 Uhr, N-Joy, Di 20.00 Uhr, NDR Kultur