Warschau. Der preisgekrönte polnische Dichter, Dissident, Übersetzer und Dozent Stanislaw Baranzcak ist im Alter von 68 Jahren in den USA gestorben. Der als herausragender Künstler verehrte Baranczak hatte an der Parkinson-Krankheit gelitten, wie die polnische Zeitung „Gazeta Wyborca“ am Samstag weiter berichtete. Kulturministerin Malgorzata Omilanowska sagte, sein Tod sei ein „großer Verlust für Polens Kultur“. Baranczak hatte 1996 zusammen mit der Amerikanerin Calre Cavanagh den US-PEN-Übersetzerpreis erhalten.

In seinen in den 1960er- und 1970er-Jahren geschriebenen Gedichten zog Baranczak die Absurditäten des kommunistischen Systems und dessen gekünstelte Sprache ins Lächerliche. Er war 1977 Mitgründer des Komitees zur Verteidigung der Arbeiter (KOR), das als Antwort auf eine brutale Niederschlagung von Arbeiterprotesten gebildet wurde. Deswegen wurde er von der Universität in seiner Heimatstadt Posen entlassen.

1981 nahm er eine Dozentenstelle an der Harvard-Universität in den USA an. Die Stelle war auf drei Jahre befristet. Angesichts des Vorgehens der Kommunisten gegen die Solidarnosc-Bewegung blieb Baranczak aber auch in den folgenden Jahren in den USA. 1997 musste er allerdings wegen der Parkinson-Erkrankung seine Dozentenstelle in Harvard aufgeben. Er wohnte während seiner USA-Zeit in Newtonville bei Boston.

Baranczak übersetzte viele Autoren vom Polnischen ins Englische und umgekehrt, darunter auch Werke von William Shakespeare, Emily Dickinson oder Texte des Musikers Bob Dylan. Zudem beherrschte der Künstler Russisch und Litauisch und übersetzte auch Literatur in diese Sprachen.

Stanislaw Baranzcak war für das seltene Talent bekannt, den Geist eines Werkes und die Schönheit der Sprache erhalten zu können. Den renommierten US-PEN-Preis bekam er für die Übersetzung ins Englische von Werken der polnischen Literaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska.