Im Restaurant Friedrich Fett steht der einstige Koch von angesagten Bands am Herd

Manche Restaurants genießen schon vor der Eröffnung einen gewissen Ruf. Beim Friedrich Fett kursierten bereits Lobeshymnen über den Koch Tan Levine, der jahrelang den angesagten Bands im bundesweit gepriesenen Hamburger Electro-Club Uebel & Gefährlich vor dem Auftritt mit einem genussvollen Mahl die notwendige Stärkung verschafft hat.

Anlass für die Macher, nach dem Uebel & Gefährlich sowie dem Golem eine weitere Dependence des guten Geschmacks zu eröffnen. Erkennbar am strengen, schwarz-weiß-gehaltenen Logo mit leicht neo-romantischem Einschlag. Der langgestreckte Gastraum in einer verwunschenen, von Laubbäumen gesäumten Wohnstraße Ottensens hat etwas von Speisesaal. Industrieleuchten hängen von der Decke. Die Tische, schlicht, rustikal, dunkel, erinnern an Bauhaus und stehen streng aufgereiht. Die Atmosphäre ist sachlich-kühl. Und wird gekonnt gebrochen von kleinen genau platzierten Dekor-Elementen, Statuen und Blumenvasen. Dennoch wirkt der Raum weder leer noch trist, denn er ist angefüllt mit Musik. Wie man die Hintermänner kennt, äußerst geschmackssicher, elektronisch, und – wohltuend beim Essen – auf Gesang verzichtend.

Sachlichkeit trifft auf die Küche nicht zu. Das Friedrich Fett setzt auf eine spanisch inspirierte, dabei recht bodenständige Kochkunst, die man wohl am ehesten mit dem postmodernen Wort Fusion umschreiben könnte, kombiniert mit Freestyle. Freitags steht die Karte im Zeichen des Fisches, am Sonnabend kommen Fleischesser auf ihre Kosten. Auf Wunsch werden vegane und vegetarische Gerichte serviert.

Auf dem Lutter Bunter Salat mit Hausdressing (Vorspeisen ab 4 Euro) ranken sich üppige Salatblätter in einer kräftigen, Senf basierten Sauce. Auch die rustikale Pastinaken- und Möhrensuppe kommt an. Gut durchgequirlt, gehaltvoll und nicht wie sonst üblich in Sahnebeigabe ertränkt. Bei den Hauptgerichten (ab 12,50 Euro) erfreut das Hähnchen Saltimbocca mit Senfsoße in seiner perfekten Balance zwischen Knusprigkeit und Zartheit. Das im Bananenblatt gegrillte Lachsfilet auf Fenchelgemüse verführt mit mediterraner Leichtigkeit. Als Beilagen beglücken sowohl die kanarischen Runzelkartoffeln mit ihrem typischen Hausmannskostcharme, aber auch die Drillinge aus dem Ofen mit frischem Rosmarin in ihrer Pur- und Klarheit. Wunderbar mundet dazu ein Glas von dem Grauburgunder 2013er von der Winzer EG Herrenberg-Honigsaeckel aus der Pfalz (Glas 0,2 4Euro, Flasche 18 Euro).

Eigentlich ist das Friedrich Fett die Summe aus Tan Levines Biografie, er kann Stationen wie den Kochsalon oder das Altamira vorweisen. Das Friedrich Fett könnte eine neue angesagte Adresse werden. Aber dafür ist sie zum Glück weit genug weg von allen hippen Locations. So dass man hier am Ende des Tages auf jeden Fall – noch – eines findet, Ruhe zum Essen.

Friedrich Fett Mo–Fr 12.00–15.00, 19.00–1.00, Sa 19.00–1.00, Nernstweg 32 (S Altona), T. 01573/201 28 93; www.friedrichfett.de