Zu Weihnachten hat das TV-Programm für jeden etwas im Angebot: ob Familienfilm oder Actionreißer, Romantik oder großes Kino

Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Familie, der Geschenke. Und das des bis zum Rand gefüllten Fernsehprogramms. Den Ausnahmezustand im Angesicht von zweieinhalb einkaufsfreien Tagen nutzen auch die Sender, um ganztägig mit einer bunten Auswahl alter und neuer Filme Quote zu machen. Relativ leicht lassen sich dabei verschiedene Zielgruppen unterscheiden, die trotz geschmückten Baumes, Festschmauses und anderer Ablenkungen vor den Schirm gelockt werden sollen. Die prominentesten sind:

Der Familiengucker

Mit einem, Kind, zwei oder noch mehr Kindern auf dem Sofa ist die Auswahl den lieben langen Tag groß. Neben obligatorischen Klassikern wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ (24.12., 12.15 Uhr, ARD) und diversen Lindgren-Verfilmungen fallen in diesem Jahr folgende Filme ins Auge:

Heiligabend hat man vor, nach und während der Bescherung die Wahl zwischen klassischem Zeichentrick und modernem Animationsspektakel, zwischen Fabelwesen und zum Leben erwachtem Spielzeug. Zum Mitsingen, -fiebern und -heulen empfiehlt sich „Das letzte Einhorn“ (20.15 Uhr, Vox). Allein schon, um den Nachwuchs an seiner eigenen Trickfilm-Sozialisation teilhaben zu lassen. Für die eher fruchtbunte, etwas weniger melancholische Unterhaltung aus dem Hause Pixar kann man getrost zu den ersten beiden Teilen von „Toy Story“ (18.55 Uhr und 20.15 Uhr, Vox, Teil drei am 25.12. bei RTL) greifen.

Und auch der erste Weihnachtstag hält einiges bereit – diesmal mit echten Schauspielern und beinahe echten Mäusen: Frisch abgedreht kommt „Till Eulenspiegel“ aus Mölln als fröhlicher Zweiteiler mit Jacob Matschenz in der schelmischen Hauptrolle in den Fernseher (16.15 Uhr, ARD, Teil zwei am 26.12.). Und die wenig sympathischen Gebrüder Smuntz machen sich auf die „Mäusejagd“ (18.20 Uhr, Kabel 1). Ein Unterfangen, das in Anbetracht der Cleverness des kleinen Nagers deutlich weniger Erfolg versprechend ist, als man möglicherweise meinen würde.

Einmal mehr die Wahl zwischen Klassiker und Moderne hat man am zweiten Weihnachtstag. Wobei die Sendezeiten durchaus auch eine Verbindung von alten und neuen Geschichten erlauben. Am Nachmittag feiert Ottfried Preußlers „Das kleine Gespenst“ computerisierte Free-TV-Premiere zusammen mit realen Darstellern wie Uwe Ochsenknecht und Herbert Knaup (15.05 Uhr, ZDF). Zur besten Sendezeit sind die chaotischen Zoobewohner Mel, Arty, Alex und Gloria im dritten Teil von „Madagascar“ einmal mehr auf Abwegen, diesmal soll die „Flucht durch Europa“ (20.15 Uhr, RTL) gelingen. Natürlich spielen auch die Pinguine wieder eine wichtige Rolle.

Der Actionfan

Mit Ruhe und Gelassenheit, Blockflötentönen und Weihnachtsgedichten muss man ihm nicht kommen. Seine Musik sind Explosionen, der Actionfan mag es laut und hektisch. Und natürlich haben die Sender auch in dieser Hinsicht bestens vorgesorgt.

Vom schrecklich langweiligen Heiligabend kann man sich am späten Abend mit „Lethal Weapon 4“ (23.50 Uhr, RTL) erholen, falls man noch nicht zu alt „für diesen Scheiß“ ist, wie Danny Glover gern betont. Oder man stellt die Großhirntätigkeit gleich ganz ein und gibt sich der Choreografie des Hauen und Stechens hin bei „Sucker Punch“ (23.35 Uhr, RTL 2) Handlung wird schließlich überbewertet. Dafür ist die Optik auch abseits der leicht bekleideten Hauptdarstellerinnen nachhaltig beeindruckend.

Selbst altbackene Märchen können am ersten Weihnachtstag zum Hingucker werden. Schließlich prügeln sich Kristen Stewart und Chris Hemsworth als „Snow White and the Huntsman“ (20.15 Uhr, RTL) durch das Reich von Königin Ravenna (Charlize Theron). Und wem das zu fantastisch erscheint, der kann auf einen inzwischen mehr als 20 Jahre alten Klassiker des gepflegten Schreckens zurückgreifen. Dr. Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) hilft der Ermittlerin Charlice Starling (Jodie Foster) bei der Jagd nach einem Serienmörder. Doch als Gegenleistung muss sie das gut gehütete „Schweigen der Lämmer“ (23.00 Uhr, Kabel 1) brechen.

Der zweite Weihnachtstag hält ebenfalls Action und Schrecken bereit: David Finchers „Verblendung“ (20.15Uhr, Sat.1) nach dem gleichnamigen Thriller von Stieg Larsson und die kongenial-brutale Comic-Verfilmung „Sin City“ (23.20 Uhr, Pro7) sorgen für ein angemessen actionreiches Ende der Feiertage.

Der Anspruchsvolle

Wenn man zu Weihnachten schon unbedingt den Fernseher einschalten muss, sollte auch etwas Vernünftiges dabei herauskommen. Eine nachvollziehbare Einstellung, die verschiedene Programme gern teilen. Zu Heiligabend empfiehlt sich der Blick in die Vergangenheit, entweder die gespielte oder die filmische: Bevor sie zur Königin wurde, pflegte „Young Victoria“ (20.15 Uhr, 3sat) ein durchaus entspanntes Verhältnis zu den Gepflogenheiten des britischen Hofes. Und Orson Welles’ „Der Glanz des Hauses Amberton“ ist zwar bereits mehr als 70 Jahre alt, aber immer noch sehenswert.

Warum nicht mal Oper zu Weihnachten? Gerade, wenn es sich um eine Opera Buffa wie „Cenerentola“ (10.15 Uhr, WDR) handelt, die filmisch aufwendig und kreativ umgesetzt wurde. Oder aber einen der – völlig zu Recht – am meisten gefeierten Filme des Kinojahres 2010, „The King’s Speech“ (20.10 Uhr, 3sat).

Der zweite Weihnachtstag hat filmische Höhen und Tiefen im Angebot, was die Wirkung auf den Zuschauer angeht: Die bitterböse Satire „Gosford Park“ (20.15 Uhr, 3sat) wirkt geradewegs handzahm im Vergleich zu Steven Spielbergs wohl bestem, aber auch bedrückendsten Film: „Schindlers Liste“ (20.15 Uhr, RTL2).

Der Romantiker

Zu Heiligabend nach der Bescherung noch rasch ein paar Tränchen verdrücken? Kein Problem: Entweder bei „Zusammen ist man weniger allein“ (0.45 Uhr, MDR) oder etwas mit Sean Connery als Wüstensohn in „Der Wind und der Löwe“ (20.15 Uhr, Servus TV).

Am ersten Feiertag empfiehlt es sich, zwecks großer Emotionen nach „Australia“ (20.15 Uhr, Vox) zu reisen oder sich gleich ganz „Gefühl und Verführung“ (23.50 Uhr, 3sat) hinzugeben.

Und der zweite Weihnachtstag hat, ganz passend zu den Schlemmereien rund um den Baum, „Chocolat“ (17.35 Uhr, RTL 2) im Angebot, besetzt mit Augenweiden für beiderlei Geschlecht, Juliette Binoche und Johnny Depp sei Dank. Oder Hugh Grant, samt der schönen Erkenntnis: Es ist „Tatsächlich ... Liebe“ (20.15 Uhr, Vox).

Weihnachten, das ist in jedem Fall gerettet, zumindest auf dem Fernsehschirm. Und damit es auch abseits des bunten Bilderstroms nicht zu Verstimmungen kommt, sollte man sich einfach an den guten Ratschlag erinnern, den Peter Lustig seinerzeit am Ende jeder Folge „Löwenzahn“ gab: Abschalten nicht vergessen. Dann klappt es auch mit dem Fest der Liebe.