Das Drama „Timbuktu“ greift ein aktuelles Thema auf

Köpfe werden hier nicht abgeschnitten. Doch die Dschihadisten, die in Mali eingefallen sind und die Stadt Timbuktu eingenommen haben, verurteilen die Bewohner nach ihren fundamentalistischen Gesetzen aus der Steinzeit. Schon bevor die Grausamkeiten der IS in Syrien und im Irak die Welt schockierten, hat der mauretanisch-malische Regisseur Abderrahmane Sissako seinen Film „Timbuktu“ gedreht. Aus dem ursprünglichen Plan, die Ausbreitung des islamistischen Fundamentalismus zu dokumentieren, ist ein Spielfilm geworden, nachdem Sissako in seiner Heimat die Steinigung eines Paares erlebt hat. Im Mittelpunkt von „Timbuktu“ steht eine friedlich lebende Hirtenfamilie, die in die Klauen der gnadenlosen Gotteskrieger gerät.

Sissako ist ein sehr stiller und differenziert beobachtender Film gelungen, der zeigt, wie ausgeliefert die Bewohner Timbuktus den Dschihadisten und ihren absurden Verboten sind. Doch er zeigt auch, auf welche einfache Weise sie opponieren. Fußballspielen zum Beispiel ist nicht erlaubt, dennoch wird gekickt. Zwar nur mit einem imaginären Ball, aber mit Leidenschaft. So altertümlich die Denkweise der Gotteskrieger ist, so modern sind sie ausgerüstet: mit Handys, Motorrädern, Jeeps und automatischen Waffen. Die gemeinsame Sprache ist Englisch, das Idiom des Feindes, doch diese Truppe ist nur ein zusammengewürfelter Haufen von Söldnern. Sissako schöpft auch ein wenig Hoffnung: Die Barbaren werden gegen den Widerstand und die Menschlichkeit verlieren.

++++- „Timbuktu“ Frankreich, Mauretanien u.a. 2014, 97 Min., ab 12 J., R: Abderrahmane Sissako, D: Pino Desperado, Toulou Kiki, Abel Jafry, täglich im 3001-Kino (OmU), Abaton (OmU), Koralle