Marie-Luise Bram ist das Gesicht des „Schleswig-Holstein Magazins“. Statt Hörfunk-Beiträge zu machen, moderiert sie seit Kurzem für fast eine Viertelmillion Zuschauer

Hamburg. Man könnte Marie-Luise Bram ohne Frage als Quereinsteigerin bezeichnen. So ungewöhnlich ist die sympathische blonde Frau zu ihrem Beruf als Moderatorin gekommen. „Bis heute kann ich manchmal noch nicht glauben, was ich da jetzt mache“, sagt Bram, die seit gut einem Jahr das „Schleswig-Holstein Magazin“ im NDR moderiert. Ein Format, das immerhin täglich durchschnittlich 240.000 Menschen um 19.30 Uhr vor die Bildschirme lockt und damit neben „Das!“ und der „Tagesschau“ zu den beliebtesten sogenannten Regel-Sendungen des NDR gehört.

Die 33-Jährige wurde direkt aus dem Volontariat für die Moderation verpflichtet. Dabei hatte sie eigentlich lange Zeit ganz andere Pläne. Hörfunk wollte sie machen. Schließlich konnte sie in dem Bereich vor ihrem Volontariat bereits jahrelang als freie Mitarbeiterin Erfahrung sammeln. Nur die entsprechende Ausbildung fehlte ihr noch, also bewarb sie sich 2011 für einen der begehrten Plätze beim NDR.

Dass sie später einmal vor der Kamera stehen könnte, hat sie bis zu ihrer ersten Sendung nicht für möglich gehalten. Ganz im Gegenteil. „Die Vorstellung, dass ich gefilmt werde, fand ich immer eher unangenehm. Ich mochte noch nie Referate oder Vorträge halten.“ So habe sie auch bereits Wochen vor einem Moderationslehrgang während des Volontariats Sorge gehabt. „Ich habe immer wieder gesagt, das wird das schlimmste Seminar für mich“, sagt sie und lacht fröhlich. Nicht ahnend, dass diese Tage ihren beruflichen Weg entscheidend prägen würden.

Denn Bram scheint ein Naturtalent zu sein. Ohne vorher jemals in eine Kamera gesprochen zu haben, meisterte sie den Lehrgang mit Bravour. Hinterließ einen solch bleibenden Eindruck, dass sie einige Zeit später in Kiel vom Fernsehchef einberufen wurde. „Da saß ich in dem Büro und wurde aus heiterem Himmel gefragt ob ich mir vorstellen könne, das ‚Schleswig-Holstein Magazin‘ zu moderieren“, sagt sie heute über das wichtige Gespräch. Einige Minuten lang habe sie sich gefragt, ob das alles nur ein Scherz sei. „Ich habe den Mund vor Staunen nicht wieder zubekommen.“ Doch das Angebot war kein Witz. Ganz und gar nicht.

Wochen später absolvierte sie bereits ein offizielles Casting. Wurde quasi direkt danach für die Sendung verpflichtet. Neben einer unbändigen Freunde habe sie erst in den darauf folgenden Tagen realisiert, was dieses Angebot wirklich bedeutete. „Ich weiß noch, wie mir irgendwann bewusst wurde, dass ich wirklich vor so vielen, vielen Menschen sprechen soll.“ In der täglichen Arbeit und während der Vorbereitungen für ihren Einstieg sei diese Sorge aber schnell wieder in den Hintergrund gedrängt worden.

Am 19. August 2013 ging die gebürtige Lübeckerin dann zum ersten Mal live auf Sendung. Einen Probelauf konnte sie auf eigenen Wunsch kurz vorher machen, mehr nicht. „Meine Maskenbildnerin hatte irgendwelche harmlosen Beruhigungstropfen mitgebracht. Die wollte ich aber nicht“, sagt sie und lächelt verschmitzt. „Und vor der Sendung hat sie die selbst dann plötzlich genommen, so aufgeregt war sie.“ Bram erinnert sich noch genau: Die Stunden und Minuten vor dem Beginn der Sendung waren schlimm für sie. „Doch als das rote Licht leuchtete, habe ich alles um mich herum vergessen.“ Bis heute mag sie nicht wirklich darüber nachdenken, dass Hunderttausende Menschen ihr bei ihrer Arbeit zusehen. Sich selbst anschauen schon gar nicht. „Nur zu Trainingszwecken mache ich das manchmal.“

Derzeit ist Bram alle vier Wochen für sieben Tage auf Sendung. In der Zwischenzeit arbeitet sie in der Landespolitik-Redaktion des Senders in Kiel. „So habe ich einen tollen Mix.“ Nur für den Hörfunk bleibt bei dem Programm mittlerweile keine Zeit mehr.

Die Hauptstadt Schleswig-Holsteins ist seit dem vergangenen Jahr auch Heimat der studierten Medienwissenschaftlerin und Betriebswirtin. „Ich bin hier angekommen, fühle mich unheimlich wohl“, sagt sie. Dennoch, viel freie Zeit verbringt sie nach wie vor in Hamburg, ihrer zweiten Heimat. Hier lebt ihr Freund. Hier kann sie abschalten. „So habe ich die ideale Mischung. Auf der einen Seite die Metropole Hamburg mit all ihren Möglichkeiten. Auf der anderen Seite mein behagliches Kiel.“

Insgesamt kann es für Bram gern noch lange so weitergehen. Ans Ende dieser Aufgabe, die sie so begeistert, mag sie allerdings überhaupt nicht denken. Genauso wenig mag sie über potenzielle andere Moderationsaufgaben reden. „Ich habe einen Traumjob. Freue mich einfach immer noch riesig über diese Chance.“