Für ein 16-jähriges „Problemmädchen“ aus der Großstadt dürfte der Rickelsbüller Koog nahe der dänischen Grenze tatsächlich das Ende der Welt sein. Zumal Schulabbrecherin Alex (Ceci Chuh) nicht freiwillig in die norddeutsche Provinz gereist ist, sondern aufgrund einer Erziehungsmaßnahme ihrer Adoptivmutter, die für sie ein Praktikum auf einem Reiterhof arrangiert hat. Der Kulturschock lässt nicht lange auf sich warten: so gut wie kein Handy-Empfang, Rauchverbot, Aufstehen mit den Hühnern und viel Arbeit.

Alex reagiert bockig, aber ihre Wut und Vorbehalte verfliegen. Die Pferde, die Weite und Offenheit der Natur haben es ihr angetan, auch die charismatische Reitlehrerin Nina (Vanida Karun), die offen lesbisch lebt, hat einen positiven, besänftigenden Einfluss auf sie.

Kurz nach Alex kommt Kathy (Alissa Wilms) an. Als Feriengast mit eigenem Pferd, vom Vater (Manfred Geier) gebracht. Also: Liebes, behütetes Mädchen aus reichem Hause trifft auf schwer erziehbare Großstadtgöre. Genug Zündstoff. Doch Regisseurin Monika Treut umschifft in ihrem unprätentiösen, fast meditativen Film „Von Mädchen und Pferden“ jede Klischeefalle. Mit sicherer Hand hat die Hamburgerin ihren biografisch motivierten Film von dramaturgischen Schlacken befreit. Es dominieren Naturgeräusche, Landschafts- und Nahaufnahmen, die mit der inneren Entwicklung ihrer Figuren korrespondieren. Nur wenige Filmemacher haben den Mut, ihrer Story zu vertrauen. So können sich eine Natürlichkeit und Ruhe entfalten, die noch lange angenehm nachwirken.

++++- „Von Mädchen und Pferden“ D 2014, 82 Min., o.A., R: Monika Treut, D: Ceci Chuh u.a., im Abaton