Unglaublich. Unfassbar. Geradezu beschämend. Wir haben wirklich überall im Archiv geschaut, in den hintersten Winkeln, unter den Schränken, zwischen den Nachtlagern von vor vielen Jahren verirrten Praktikanten. Aber es ist, wie es ist: Udo Jürgens, die mit 80 Jahren mitten im Leben stehende Entertainer-Legende, war nicht nur noch niemals in New York, sondern auch noch nie „Menschlich gesehen“.

Dabei ist der 1934 als Udo Jürgen Bockelmann in Klagenfurt geborene Österreicher mit dem Konzert an diesem Sonnabend fast 140-mal in Hamburg aufgetreten, seit er 1950 als jüngster Teilnehmer mit „Je t’aime“ den Komponistenwettbewerb des Österreichischen Rundfunks gewann. Und danach gab es genug Gelegenheiten, an dieser Stelle gewürdigt zu werden. Der Sieg beim Eurovision Song Contest 1966 mit „Merci Chérie“ und der Start einer Weltkarriere. Triumphale Tourneen, der 66. Geburtstag, das Musical „Ich war noch niemals in New York“ oder die zweiteilige TV-Biografie „Der Mann mit dem Fagott“.

Und das sind nur Ausschnitte aus der Karriere des Mannes, der irgendwann den Bademantel der Popgeschichte ergriffen und nie mehr losgelassen hat. Der lebt, um zu singen. Denn „Die Welt braucht Lieder“, ob man nun eine Arena besucht, im Dunkeln durch Vorstadtstraßen heimwärts geht, ein ehrenwertes Haus besucht oder im Archiv wühlt. Udo Jürgens hat sie.