Die alte Dame ist störrisch, der junge Mann bockig. Sie ist das Opfer einer Zwangsräumung, er der Packer, der ihre Kisten in die armselige neue Wohnung bringt. Sie hat eine schwere Vergangenheit im Holocaust hinter sich, er eine schwere Zukunft mit Multipler Sklerose vor sich. Zwei Schicksale.

Normalerweise würden sich ihre Wege nur unverbindlich kreuzen. Doch zwischen ihnen entzündet sich eine platonische Liebesgeschichte, befeuert davon, dass er einer großen, verlorenen Liebe ihres Lebens verblüffend ähnlich sieht. Als Jonas die alte Dame dann zufällig mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne findet, übernimmt er mehr Verantwortung, als ihm lieb ist, bekommt aber durch das fremde Leben bald neue Impulse für das eigene.

Auf den ersten Blick mutet das an wie eine Standard-Geschichte, in der sich Alt und Jung gegenseitig aus der Reserve locken, so wie das im deutschen Kino immer wieder gern erzählt wird. Dieses Szenario entwickelt besonderen Charme. Das liegt an den Schauspielern Hannelore Elsner und Max Riemelt, die diesen Figuren viel Tiefe, Wahrhaftigkeit und Humor geben.

Es hat aber auch damit zu tun, dass Uwe Janson, der in den vergangenen Jahren mit „Danni Lowinski“-Serienroutine und diverse Fernsehfilme inszeniert hat, der Standard-Melodie dieser Konstellation durchaus ein paar neue Töne entlockt. Vor allem aber hat es auch damit zu tun, dass der Film für die Produzentin Alice Brauner eine Herzensangelegenheit ist, mit der sie das Erbe ihres Vaters Atze Brauner antritt und zugleich in Teilen die Geschichte ihrer Mutter erzählt.

+++-- „Auf das Leben!“ D 2014, 90 Min., ab 12 J., R: Uwe Janson, D: Hannelore Elsner, Max Riemelt, tägl. im Blankeneser; www.aufdasleben-film.de