Die streitbare Jazz-Diva Cassandra Wilson singt am 1. Dezember in der Laeiszhalle

Am 7. April 2015 jährt sich der Geburtstag von Billie Holiday zum 100. Mal. Zu diesem Termin wird Cassandra Wilson ein neues Album veröffentlichen, das die große Jazzsängerin mit dem Spitznamen „Lady Day“ ehrt. „Coming Forth By Day“ wird es heißen und auf dem Sony Legacy Label erscheinen. Ihrer bisherigen Plattenfirma Blue Note hat die 59 Jahre alte Sängerin den Rücken gekehrt, nachdem sie im vergangenen Jahr noch das 20. Jubiläum des Erfolgsalbums „Blue Light ’til Dawn“ gefeiert hat. Wenn die als schwierig geltende Künstlerin am 1. Dezember in der Laeiszhalle auftritt, wird sie sicher einige Songs von Holiday auf der Setliste haben. „Strange Fruit“ gehört ohnehin schon seit Langem zu ihrem Repertoire. Mit diesem Song protestierte Billie Holiday gegen Rassismus und Lynchjustiz gegenüber Afroamerikanern. Die „fremdartige Frucht“ ist ein Symbol für den an einem Baum aufgeknüpften Körper.

Beim Hamburger Konzert wird mit dem Gitarristen Brandon Ross einer von Wilsons frühen Weggefährten dabei sein. Ross war unter anderem als Arrangeur an der Produktion von „Blue Light ’til Dawn“ beteiligt. Auch den ersten von zwei Grammys erhielt sie für das Meisterwerk, auf dem sie neben eigenen Songs auch die Kompositionen anderer Künstler aus unterschiedlichen Genres interpretiert.

Den Kompositionen von Miles Davis hat sie sich ebenso gewidmet wie Songs von U2, Van Morrison und Bob Dylan. Auf dem Album „New Moon Daughter“ interpretiert sie sogar „Last Train To Clarksville“, einen Pophit der 60er-Jahre von der Bubblegum-Band The Monkees. Zu dem Song hat sie eine besondere Beziehung: Es war die erste Single, die sie 1966 als elfjähriges Mädchen geschenkt bekam. Das Original ist in ihrer bemerkenswerten Interpretation allerdings kaum wiederzuerkennen, bekommt aber durch ihre rauchige Stimme eine ganz andere Tiefe als die fröhliche Version der Monkees. Cassandra Wilson ist ein Beispiel für eine afroamerikanische Künstlerin, die sich auf afrikanische Kulturen zurückbesinnt und herausragende Leistungen anderer Künstler innerhalb von Jazz und Blues würdigt. Die aktuelle Beschäftigung mit Billie Holiday ist dafür nur ein weiteres Beispiel.

Cassandra Wilson Mo 1.12., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 35,50 im Vorverkauf; www.cassandrawilson.com