Hamburg. In einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ hat sich Verleger-Erbe John Jahr erstmals zum Verkauf der Familienanteile am Verlagshaus Gruner + Jahr an Bertelsmann geäußert. Zwar habe man einen „schmerzlichen Schritt“ gemacht, aber die sich verändernde Situation in der Medienlandschaft hätte eine Reaktion erfordert. „Man hat sich für meinen Geschmack zu lange auf den wohlverdienten Lorbeeren ausgeruht und zu spät auf die in der digitalen Medienwelt entstehenden Märkte reagiert“, so Jahr. Innerhalb der Familie sei die Erkenntnis gewachsen, „dass ein solches Unternehmen gerade in schwierigen Zeiten besser mit einer starken Hand geführt werden sollte“.

Das „partnerschaftliche Miteinander“ zwischen dem Medienkonzern und der Erbengemeinschaft sei irgendwann hinderlich für die Zukunft des Verlages geworden. Operativ tätig sei Jahr im Verlag aber ohnehin nie geworden. In den Verlagsgremien wurde er „stets durch unseren familienfremden Holding-Geschäftsführer“ vertreten. Über den Erlös aus dem Verkauf der Anteile – spekuliert wird ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag –, der in der Familienholding gebündelt wird, wollte Jahr keine Angaben machen.