Jamie T präsentiert sein nachdenklicheres, aber nicht minder tolles Album im Mojo Club

Ein ungewohnt balladeskes Lamento stimmt Jamie Alexander Treays, besser bekannt als Jamie T, da zu Beginn seines neuen, dritten Studioalbums an. Fans der ersten Stunde haben den Briten für einen Sound kennen- und lieben gelernt, der Rap mit Punk-Energie verbindet. Ein Milchgesicht, das rappt, stottert und stammelt, wie ihm im Süden Londons der schiefe Mund gewachsen ist. Der zu seiner Hymne „Brand New Bass Guitar“ den Viersaiter in bester impulsiver Rock’n’Roll-Manier bearbeitet.

Doch seit seinem Debüt „Panic Prevention“ im Jahr 2007 ist einiges passiert. Das Erwachsenwerden zum Beispiel. Auf „Carry On The Grudge“ ist Jamie T längst nicht mehr nur der Vorstadt-Popper mit Proll-Attitüde. Sein aufgekratzt aufgeladener CockneyAkzent ist einem klareren, erzählerischen, auch nachdenklicheren Tonfall gewichen. Seine Stimme entfaltet in Songs wie „The Prophet“ und „Turn On The Light“ aber nach wie vor eine gute Neben-der-Spur-Energie.

Mehrere Jahre hat sich Jamie T Zeit gelassen, um sein Songwriting weiter zu entwickeln. Rat holte er sich unter anderem beim erfahrenen wie gefeierten Kollegen Damon Albarn. Entstanden ist ein Werk, das gekonnt, angenehm respektlos und eigensinnig mit den Stilen spielt. Das folkiges Gitarrenspiel betont, mit einem Song wie „Trouble“ aber auch rhythmisch interessant zwischen Old-School-Hip-Hop, Funk und Soul pendelt. Züge alt vertrauter Brit-Pop-Schnoddrigkeit wiederum entfalten Nummern wie „Zombie“ und „Rabbit Hole“. Und wie ein verschleppter Metal-Song kommt „Peter“ daher.

Mit dem künstlerischen Weg begann Jamie T zugleich eine Forschungsreise hin zur eigenen Persönlichkeit, die er in seinen aktuellen Lyrics verhandelt. „Ich bin von 18 bis 24 oft auf Tour gewesen und habe viele der normalen Sachen nicht erlebt, die andere junge Leute erleben“, hat der 28-Jährig bereits bilanziert.

Vier Jahre war Jamie T nach seiner hoch gelobten zweiten Platte „Kings & Queens“ nicht mehr live zu erleben. Sein Auftritt am Sonnabend im Mojo Club dürfte daher für viele Fans zum willkommenen Wiedersehen werden. Mit einem Künstler, der sich gewandelt hat. Und spannend bleibt.

Jamie T Sa 22.11., Einlass: 19.00, Mojo Club (U St.Pauli), Reeperbahn 1, Karten zu 24,- im Vvk.; jamie-t.com