Billy Connolly sorgt für richtig gute Laune in der Komödie „Ein Schotte macht noch keinen Sommer“

Wer beim gemütlichen Stadtspaziergang plötzlich zusammenzuckt, weil er in das Gesicht eines Straußenvogels blickt und dahinter behaarte Männerbeine unter karierten Röcken hervorlugen, steht höchst wahrscheinlich vor einem Filmplakat. Es wirbt für die britische Komödie „Ein Schotte macht noch keinen Sommer“, hat mit dieser aber inhaltlich nur wenig zu tun. Es geht schlicht und ergreifend darum, wie man sterben will. Zudem verhandelt der Film die Frage, wie viel Wahrhaftigkeit das Zusammenleben verschiedener Menschen mit unterschiedlichen Temperamenten und Interessen verträgt.

Doug (David Tennant) und Abi (Rosamund Pike) sind zum Beispiel der Meinung, dass sie ihre bevorstehende Scheidung erst mal geheim halten sollten, aus Rücksicht auf ihre Kinder und um auf der anstehenden Geburtstagsparty für Opa Gordie (Billy Connolly) in den schottischen Highlands nicht den Stimmungskiller zu geben. Zudem ist Dougs Vater Gordie unheilbar an Krebs erkrankt, einen weiteren Geburtstag wird er wohl nicht erleben. Man will ihn schonen. Zum anderen möchte sich Doug gegenüber seinem blasierten Bruder Gavin (Ben Miller) keine Blöße geben. Gavin hat es als Bankier zum Millionär gebracht. Er ließ es sich nicht nehmen, Vaters Geburtstag auf seinem kleinen Schloss auszurichten und auch sämtliche Honoratioren der Umgebung mit einzuladen. Da will Doug den Eindruck vermeiden, er würde „noch nicht mal“ seine Ehe auf die Reihe kriegen.

Man denkt eben viel in dieser Familie. Die meisten Gedanken drehen sich darum, was wohl die anderen von einem denken würden, was dazu führt, dass Handlungen hier vor allem dazu dienen, sich seine Gedanken nicht anmerken zu lassen und stattdessen den vermeintlichen Vorstellungen der anderen gerecht zu werden.

Zum Glück gibt es Lottie (Emilia Jones), Mickey (Bobby Smalldridge) und Jess (Harriet Turnbull), die zwischen Vorschule und Vorpubertät stecken. Die Kinder tragen ihr Herz eher auf der Zunge und finden einen Verbündeten in ihrem Opa Gordie. Mit einer Mischung aus Gleichmut und Abscheu verfolgt er, wie über seinen Kopf hinweg sein Geburtstag organisiert wird und mit Grauen denkt er daran, dass es ihm mit seinem Tod und Begräbnis genauso gehen könnte. Da macht Gordie doch lieber mit seinen Enkeln einen Ausflug an seinen Lieblingsstrand.

Manch erzwungener Klamauk und konstruierter Drehbuchkniff nervt. Aber an jenem Strand läuft nicht zuletzt Erz-Komödiant und „Der Hobbit“-Zwergenanführer Billy Connolly zu großer Form auf. Und „Ein Schotte macht noch keinen Sommer“ findet mit all seinen schweren Fragen auf eine angenehm leichte, witzige und warmherzige Art zu sich selbst.

+++-- „Ein Schotte macht noch keinen Sommer“ GB 2014, 96 Min., ab 6 J., R: Andy Hamilton, Guy Jenkin, D: Rosamund Pike, David Tennant, Billy Connolly, tägl. im Passage; www.schottensommer.de