Beim Neue-Musik-Festival Greatest Hits überzeugen Solisten und Ensemble

Hamburg. Man kann Neugier auch herbeititulieren: Nach dem Zulauf, den das Neue-Musik-Festival Greatest Hits im Vorjahr erlebte, sah sich Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter bestätigt. Nun also „Vol.2“ auf Kampnagel, wo Bangemachen ohnehin nicht gilt. Spitzenreiter der Avantgarde-Komponisten ist dieses Jahr Beat Furrer. Schon 1985 gründete er das „Klangforum Wien“: ein Ensemble vorzüglicher Solisten, die sich als Pfadfinder im Abseits zeitgenössischen Komponierens verstehen.

Loch an Loch und hält doch – dieses Kinderrätsel hätte das Eingangsstück lösen können. Tat es aber nicht. „Babil“ (Gebrabbel) heißt das exaltierte Hin und Her, das der Franco-Grieche Georges Aperghis zwischen Soloklarinette und Ensemble anzettelt. Gestische Episoden, die sich von Pause zu Pause hangeln, ohne dass eine Sinnkette entsteht.

Hörspielreif dagegen Furrers Hauch-, Spuck-, Zupf- und Streichszene „ira – arca“ für Querflöte/Bassquerflöte und Kontrabass. „Gestaltungsprinzip der Inkamusik“ hin oder her – was Eva Furrer und Uli Fussenegger hier aufführten, mutete an wie eine Schallaufzeichnung nachtaktiver Insekten, Vögel und Säugetiere im Hochland von Peru. Wahnwitzige Ensembleklänge samt Zuspielelektronik, durchwirkt mit mystischem Geraune und Windessausen, erfand der österreichische Klangfarben-Ästhet Reinhard Fuchs kürzlich für das Wiener Ensemble („Mania“).

Hektische Klopfrhythmen des abgedämpften Solo-Klaviers (Joonas Ahonen), Morsezeichen des Orchesterpianos, Bläserflächen, Streicherflirren und Schlagzeuggepolter prägen Furrers „Klavierkonzert“ von 2007, das sich wie ehedem eine versonnene Mitte gönnt. Dass sich in der Beschränkung erst der Meister zeigt, erwies sich einmal mehr in den beiden Orchesterliedern, die Edgard Varèse 1921 unter dem Titel „Offrandes“ (Liebesgaben) zusammenband – von Marisol Montalvo (Sopran) berückend schön gesungen. Sylvain Cambreling waltete als guter Geist am Dirigentenpult. Fortsetzung folgt.

Greatest Hits Fr 14.11., 18.00, Local Heroes: George Hajdu, 20 Uhr, Ictus Ensemble, 22 Uhr, ePhil XL: Mouse on Mars/ Sa 15.11., 15 Uhr, „Der blaue Bus“, 16 Uhr, Schüler komponieren, 18 Uhr, Local Heroes: Manfred Stahnke. 20 Uhr, Vortex Temporum, 22 Uhr, ePhil XL: Tim Hecker, alle Konzerte Kampnagel