An diesem Freitag startet das „Unerhört“-Musikfilmfestival

Hamburg. Es gibt Musikfilme, die zielen auf ein Millionenpublikum und sind auf weltweite Vermarktung programmiert. Metallicas „Through The Never“ etwa, der dann aber doch floppte. Andere wiederum erfreuen die Feuilletonisten, so Sung Hyung Chos legendärer Wacken-Film „Full Metal Village“. Für alles, was dazwischenliegt, gibt es seit einigen Jahren das „Unerhört“-Festival – kenntnisreich kuratiert und immer für eine Überraschung gut. Auch die achte Ausgabe, die am morgigen Freitag startet, hat allerhand Spezialitäten zu bieten, und einmal gibt es sogar starken Hamburg-Bezug: bei der Slime-Doku „1,7“ (7.11., 21 Uhr, B-Movie). In ihr liefert Band-Roadie Bully ein unbedingt sehenswertes Tourtagebuch der aus Langenhorn stammenden Anarcho-Punks, deren Anfang der 80er-Jahre veröffentlichter Song „Deutschland muss sterben“ Musik- und Demogeschichte geschrieben hat.

Leider parallel aber kaum weniger verzichtbar: „The Punk Singer“ (7.11., 20.45 Uhr, Kulturhaus 73), ein Film, der die Geschichte von Kathleen Hanna, Sängerin bei Le Tigre und Gründerin der feministischen Riot-Grrrl-Bewegung, erzählt. Auch Hannas Umgang mit ihrer schweren Borreliose-Erkrankung ist ausführlich Thema.

Fans von Techno oder Electronic Body Music (EBM) müssen natürlich „The Sound Of Belgium“ (8.11., 21 Uhr, B-Movie) sehen, eine Rückschau auf die große Zeit der belgischen Groove-Szene, die in den 80er-Jahren u.a. von den international sehr erfolgreichen Front 242 geprägt wurde. Oder wie wäre es mit einem Film über die moderne Variante traditioneller ägyptischer Hochzeitsmusik? „Electro Chaabi“ (8.11., 19 Uhr, B-Movie) bietet genau dies: den Blick in eine vormals unbekannte Welt, abseits des westlichen Musik-Mainstreams.

Und dann ist da noch „Rise Up“ (7.11., 23 Uhr, B-Movie), die Bestandsaufnahme der aktuellen Reggae-Szene auf Jamaika, in der der Nachwuchs – darunter Möchtegern-Gangster aus besseren Kreisen – ins Rampenlicht drängt. Auch dies ein Film, der wohl nur dieses eine Mal in Hamburg zu sehen sein wird.

Kurzfilme und ein Doppelfeature in Erinnerung an Regisseur Harun Farocki (9.11., 19 Uhr, B-Movie) runden ein Programm ab, das sich im besten Sinne sehen lassen kann.

„Unerhört“-Festival Fr 7.11.–So 9.11., B-Movie und Kulturhaus 73, Karten + Infos unter www.unerhoert-filmfestival.de; bei allen Filmen Einlass ab 18 Jahren!