Joseph Palmer (Robert Duvall) wird von seinen drei erwachsenen Söhnen nicht mit „Papa“ oder „Papi“ angesprochen. Sie nennen ihn schlicht „Der Richter“ und sie tun es mit einer eigentümlichen Mischung aus Gewohnheit, Respekt und unterschwelliger Ironie. Hank (Robert Downey Jr.) ist der Sohn, der seinem Vater am ähnlichsten sein wollte und sich gleichzeitig am weitesten von ihm entfernt hat. Die beiden wechseln selbst beim Begräbnis der Mutter kaum einen Blick. Doch dann wird Joseph Palmer verdächtigt, einen verurteilten Mörder, der gerade aus jahrelanger Haft entlassen worden war, vorsätzlich überfahren zu haben. Wer sollte ihn verteidigen, wenn nicht sein Sohn Hank?

Für Robert Downey Jr. ist diese Rolle wahrhaft ein Geschenk. Frei von Manierismen und Eitelkeit macht er die Spannung eines Mannes, der seinen größten Kampf mit sich selbst auszumachen hat, in nahezu jeder Szene spürbar. Umso ärgerlicher, dass bei Regisseur David Dobkin manches dramaturgische Mittel viel zu vorhersehbar in das andere greift, jede blitzsauber inszenierte Andeutung auf Kommendes sich so akkurat erfüllt, dass man zwischendurch nicht mehr das Gefühl hat, etwas erzählt zu bekommen.

+++-- „Der Richter – Recht oder Ehre“ USA 2014, 141 Min., ab 6 J., R: David Dobkin, D: Robert Downey Jr., Robert Duvall, Billy Bob Thornton, täglich im UCI Othmarschen/Wandsbek