Regisseur Kristian Levring knüpft mit seinem dänischen Western „The Salvation“ an den Italo-Film an

Jon ist glücklich. Viele Jahre, nachdem er mit seinem Bruder Peter nach Nordamerika gekommen ist und eine kleine Ranch aufgebaut hat, kann er seine Frau und seinen Sohn in die Arme schließen. Doch das Glück währt nur kurz, die Fahrt in der eigentlich sicheren Postkutsche wird zur Tragödie. Zwei gerade aus dem Gefängnis entlassene Revolverhelden schmeißen Jon aus dem Gefährt, vergewaltigen seine Frau und töten sie und den Sohn. Jon verfolgt die Kutsche und nimmt Rache. Einer der getöteten Mörder war der kleine Bruder des mächtigen Bandenchefs Delarue. Der will seinerseits Rache nehmen und verlangt von den Bürgern des Örtchens Black Creek zwei Bewohner, die sterben sollen, um die Blutschuld auszugleichen. Die Bewohner verraten Jon.

Der dänische Regisseur Kristian Levring hat „The Salvation“ zusammen mit dem Autoren und „Dogma“-Filmer Anders Thomas Jensen in Szene gesetzt und in Südafrika gedreht. Herausgekommen ist dabei ein Western, der viele genretypischen Themen des klassischen Wildwest-Films aufgreift, in seiner Bildsprache und in seiner Brutalität an den Italo-Western der 60er-Jahre anknüpft. Wenn Jon (überragend: Mads Mikkelsen) von des Desperados aus der Kutsche gestoßen wird, findet er sich in einer kargen Einöde unter einer gnadenlos brennenden Sonne wieder. Die Zivilisation hat es in diesen Teil des Westens noch nicht geschafft. Doch es sind nicht die Indianer, die hier Angst und Schrecken verbreiten, es sind die Weißen, allen voran Delarue (Jeffrey Dean Morgan). Der terrorisiert mit seiner Bande die Einwohner von Black Creek, doch niemand begehrt gegen den als Indianerschlächter bekannten Verbrecher auf. Im Gegenteil: Der korrupte Bürgermeister (Jonathan Pryce) und der feige Sheriff (Douglas Henshall) stecken mit ihm unter einer Decke. Symptomatisch für das Setting dieses Western ist, dass Delarue auf einer halb zerstörten Ranch haust, die an die Geisterstädte des Westens erinnert.

Auch das Motiv einer mächtigen Frau haben Levring und Jensen in ihren Plot eingebaut. Eva Green spielt Madelaine, die bizarre Herrin der Geisterranch. Indianer haben ihr die Zunge herausgeschnitten, doch auch nonverbal übt sie ihre gespenstische Macht aus. Mikkelsen agiert in diesem düsteren Szenario als stoischer Rächer, der genauso viel Schmerzen ertragen kann wie Django und andere Helden des Italo-Western. Eine Verbindung zur Gegenwart schlägt „The Salvation“ auch. Aus dem Sandboden sickert Öl, das schwarze Gold des 20. Jahrhunderts. Das hat die Gier von Delarue geweckt.

++++- „The Salvation – Spur der Vergeltung“ Dänemark/Großbritannien/Südafrika 2014, 93 Min., ab 16 J., R: Kristian Levring, D: Mads Mikkelsen, Eva Green, Jeffrey Dean Morgan, täglich im Studio-Kino, UCI Othmarschen; www.thesalvation-film.de