Für viele hat Lutz Seiler den wichtigsten Roman des Jahres geschrieben. Kommende Woche stellt er ihn in Hamburg vor. „Kruso“ behandelt ein Kapitel der DDR-Geschichte, das bislang hinter anderen oft verschwand.

Die Geschichte um den Halbrussen Alexander Krusowitsch, der als Inselguru eine DDR-Aussteigergemeinde auf Hiddensee versammelt, und den jungen Ed Bendler, der sich selbst verloren hat, kreist um ein tragisches Zentrum: Hunderte DDR-Bürger versuchten nach 1961, über die Ostsee in den Westen zu fliehen. Die meisten schafften es nicht, viele starben. Seiler, 1963 in Gera geboren und bislang vor allem als Lyriker in Erscheinung getreten, belebt in seinem jetzt mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Werk die verwunschene Welt zwischen DDR und Nicht-mehr-DDR wieder, in der manche Sommer für Sommer strandeten, ohne „republikflüchtig“ zu werden. Eine kleine Flucht, keine große; eine Utopie jenseits des real existierenden Sozialismus.

Lutz Seiler Lesung Mi 15.10., 19.30, Literaturhaus (U Mundsburg, Metrobus 6), Schwanenwik 38, Karten 12,-/9,-/7,-; www.literaturhaus-hamburg.de