Nur noch 5,48 Millionen Zuschauer. Wenn das ZDF für die letzten beiden Folgen Prominente von Format einlädt, gelingt ein Abschied in Würde

Hamburg. Mit großen Überraschungen haben auch die überzeugtesten Fans von „Wetten, dass..?“ nicht mehr gerechnet. Immerhin ist seit dem Frühjahr klar, dass das 33 Jahre alte Format Ende 2014 eingestampft wird. Dass nach der Sommerpause nur noch drei Ausgaben der Show gesendet werden, die zu ihren besten Zeiten mehr als 20 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher vereinte. Dass es danach nie wieder heißen wird: „Topp, die Wette gilt.“

Die Zeiten der absoluten Dominanz, sie sind lang vergangen. Schon vor dem Moderatorenwechsel zu Markus Lanz hatte Thomas Gottschalk mit leise, aber stetig sinkenden Quoten zu kämpfen. Und der „Neue“, er musste sich nicht nur Kritik an seinem deutlich weniger flamboyanten Stil gefallen lassen, sondern auch an redaktionellen Entscheidungen: Versuchte man zwischenzeitlich, mit Cindy aus Marzahn als Assistentin und Gästen wie den „Geissens“ Verluste gutzumachen, musste man beim ZDF schnell feststellen, dass diese Form der Modernisierung keinen Anklang fand. Also vollzog man die Rolle rückwärts und setzte wieder auf die Mischung aus nationalen und internationalen Stars und Wetten zwischen Inselbegabung und körperlicher Höchstleistung. Trotzdem sanken die Einschaltquoten weiterhin. Zwar gab es am Sonnabend keinen neuen Negativrekord – aber nur noch 5,48 Millionen Zuschauer zeigen, dass „Wetten, dass..?“ tatsächlich am Ende ist.

Die Show aus Erfurt, sie hätte tatsächlich eine gänzlich unaufregende Sendung werden können. Wenn da nicht Diane Keaton gewesen wäre. Hollywood-Glamour sollte sie zusammen mit Megan Fox versprühen, heimatlich unterhalten unter anderem Comedian Ralf Schmitz und Schauspielerin Christine Urspruch. Dazu kam Musik von Bryan Adams, Lenny Kravitz und der frisch aus der Versenkung zurückgekehrten Alt-Teenie-Band Tokio Hotel. Die nicht vorher beworbenen Gäste auf dem ZDF-Sofa, sie ließen sich unter dem Stichwort Weltmeister zusammenfassen. Den Anfang machte Benedikt Höwedes, Weltmeister 2014, dazu gesellte sich Horst Eckel, Weltmeister 1954. Zusammen mit dem Auftritt des Musicals „Das Wunder von Bern“ hätte man in der ersten halben Stunde auch denken können, in einer Ausgabe der „Sportschau“ gelandet zu sein.

Die von Beginn an seltsam verwundert wirkende Megan Fox, die zusammen mit ihrem Co-Star Will Arnett den Film „Teenage Mutant Ninja Turtles“ bewarb, schien von ihrem Management kaum über das informiert worden zu sein, was ihr bevorstand. Dass sie Hunde auswählen sollte, die nach dem Biss in eine Frisbee von den Kandidaten allein an den Spuren, die sie auf und in dem Sportgerät hinterlassen haben, erkannt werden sollten; dass sie und Arnett zwar nicht die ganze Sendung über, aber doch für relativ lange Zeit zwischen lauter Prominenten, von denen sie noch nie gehört haben dürften, verweilen mussten, schien die junge Schauspielerin nachhaltig zu irritieren.

Ganz im Gegensatz zu Diane Keaton, dem so gar nicht heimlichen Star der Show: Den Fragenkomplex von Lanz, der wenig charmant gleich dreifach darauf hinwies, dass die 68-Jährige nicht mehr zu den Nachwuchsstars gehört (sie sei ja schon seit über 40 Jahren in Hollywood präsent, alle ihre Körperteile seien noch echt und ob sie denn wohl noch Ziele im Leben hätte), sie lachte ihn einfach weg. Um danach mit Ralf Schmitz zu flirten und die Frage nach ihrer Leidenschaft für Filmküsse damit zu beantworten, dass sie nacheinander Lanz, Schmitz und Höwedes küsste. Sie fieberte als Wettpatin mit dem Diplom-Forstwirt Detlev Jarchow, der Mausefallen am Klang erkannte, und drückte auch ihm nach gewonnener Wette noch einen Kuss auf. Außerdem dürfte Keaton wohl der erste internationale Star seit Langem sein, der auf seine Abmoderation mit den Worten „Das ist aber schade, ich kann auch noch bleiben“ reagierte.

Man kann Markus Lanz für seine letzten beiden Sendungen nur mehr Gäste wie sie wünschen. Gäste, die sich eigentlich selbst genug sind und aus „Wetten, dass..?“ genau das machen, worauf sie Lust haben. Und das, als das die Show einmal gedacht war: große Unterhaltung. Denn aus sich selbst heraus wirkt „Wetten, dass..?“ inzwischen nur mehr wie ein aus der Zeit gefallener Dinosaurier.