Die rumänische Roma-Blaskapelle Fanfare Ciocarlia lädt am Sonntag zum Feiern in die Fabrik

Fabrik. Wenn Luft auf Holz und Blech trifft, dann scheppert, knallt, rumst es. Trompeten, Saxofone, Tenorhörner, Tubas und Klarinetten sehen so harmlos aus, wenn sie da so alleine in der Ecke stehen. Aber wenn die richtige Kapelle zu diesen Instrumenten greift, dann wird aus Polka ganz schnell Punk. Äußerst populäre Beispiele für diese Kunst der Verwandlung heißen Goran Bregovic, Mnozil Brass, Boban und Marko Markovic Orchestra, LaBrassBanda oder Shantel & Bucovina Orkestar. Und dann gibt es da noch die wirklich einzigartige Bläsertruppe Fanfare Ciocarlia.

Fanfare Ciocarlia haben einen weiten Weg hinter sich, wenn die Band an diesem Sonntag in der Fabrik auftritt. Im abgelegenen Dorf Zece Prajini im Nordosten Rumäniens spielten sie auf Hochzeiten und anderen Festivitäten, bis der Deutsche Toningenieur Henry Ernst 1996 in ihrem Dorf auftauchte. Ernst war damals auf Rundreise, er wollte aus Spaß ein paar Bands aufnehmen. An einer Tankstelle im Nirgendwo bekam er den Tipp, nach Zece Prajini zu fahren. „Hallo, Blasmusik“ radebrechte er auf Rumänisch bei der Ankunft. Die Musiker schnappten sich ihre Instrumente, kamen aus den Häusern und legten los.

Was Ernst, der später ihr Bandmanager wurde, dann erlebte, fasziniert das Publikum bei einem Konzert von Fanfare Ciocarlia bis heute. Obwohl kaum einer der Musiker Noten lesen kann, improvisieren sie nahe an der Überschallgeschwindigkeit auf der Grundlage mal fröhlicher, mal verträumter Melodien und Tänze. Ihre Musik ist schlicht mitreißend. Sie spielen nicht nur aus dem Bauch heraus, sondern aus vollem Herzen. Denn auch wenn die zwölf fast 1500 Konzerte in der Ferne gegeben haben, so spielen sie doch stets für das Dorf. Das Dorf, das Welt heißt.

Fanfare Ciocarlia So 5.10., 21.00, Fabrik (SAltona), Barnerstraße36, Eintritt 20,- an der Abendkasse; www.fanfare-ciocarlia.com