Stilvolles Science-Fiction-Drama: „Hüter der Erinnerung“

Jeff Bridges’ Popularität wächst mit steigendem Alter. Der irgendwie immer noch schöne und extrem coole Mann ist 64 Jahre alt und verfolgt uns momentan sogar bis in den öffentlichen Raum: an den Plakatwänden prangt Bridges’ Konterfei im Rahmen der aktuellen Marco-Polo-Kampagne. Seit Bridges vor 16 Jahren den „Dude“ in „The Big Lebowski“ gab und damit Nihilismus und Bademantel wieder salonfähig machte, steigt sein Stern stetig. Denn Bridges ist jemand mit Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen und hat den Schwachen, Abgehalfterten zum Heldentum verholfen. So wundert es nicht, dass er sich bereits vor elf Jahren – also lange, lange vor dem Hype und Megaerfolg um die Teenager-Science-Fiction-Reihe „Die Tribute von Panem“ – die Filmrechte an dem dystopischen Roman „Hüter der Erinnerung“ von Lois Lowrys gesichert hat.

In der von Phillip Noyce mit Meryl Streep, Katie Holmes, Alexander Skarsgård verfilmten Science-Fiction-Parabel übernimmt Bridges selbst die titelgebende Hauptrolle. Ursprünglich sollte sein mittlerweile verstorbener Vater Lloyd Bridges den Part in seinem Herzensprojekt übernehmen.

In einer nicht allzu fernen Zukunft hat die Menschheit alle Missstände überwunden: Armut, Kriege und Gewalt existieren nicht nur nicht mehr, die Menschen erinnern sie nicht einmal mehr. Eine tägliche Injektion und strenge Regeln haben eine Gesellschaft geformt, die in absoluter Gleichheit, frei von Emotionen und sogar Farben lebt. Ein Ältestenrat weist alljährlich allen 16-Jährigen ihre neuen Aufgaben in der Gemeinschaft zu. So erfahren auch die Freunde Jonas (Brenton Thwaites), Fiona (Odeya Rush) und Asher (Cameron Monaghan) während der feierlichen Zeremonie ihre Bestimmung. Auf Jonas wartet eine ganz besondere Rolle, er soll Hüter der Erinnerung werden. Das heißt, dass er von seinem Vorgänger (Bridges) das Wissen um die Vergangenheit, die Erinnerungen und Gefühle der Menschheit, das allen anderen verwehrt ist, erfährt und bewahren soll.

Wo Noyces’ Leinwandadaption erzählerisch in punkto Logik und Glaubwürdigkeit nicht durchweg überzeugen kann, ist die visuelle Gestaltung umso gelungener. Brillante, inhaltlich motivierte Übergänge von schwarz-weiß zu Farbe, kühne Architekturbilder und die Betonung geometrischer Formen machen „Hüter der Erinnerung“ zu einem wahren Augenschmaus.

++++- „Hüter der Erinnerung“ USA 2014, 97 Min., ab 12 J., R: P. Noyce, D: M. Streep, J. Bridges, täglich im Cinemaxx Harburg, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek; hueterdererinnerung.de