Hamburg. Wolfgang Büchners Zeit als Chefredakteur des „Spiegel“, sie könnte nach nur einem Jahr schon wieder vorbei sein. Der Mehrheitsgesellschafter des Spiegel Verlags, die Mitarbeiter KG, soll die Absetzung Büchners, der das Amt erst am 1. September des vergangenen Jahres angetreten hat, fordern. Das berichten übereinstimmend das „Handelsblatt“ und „Horizont“. Für einen Chefredakteurswechsel benötigt die fünfköpfige Geschäftsführung der KG, die 50,5 Prozent der Verlagsanteile hält, allerdings zusätzlich die Stimmen des Minderheitsgesellschafters Gruner+Jahr (25,5 Prozent). Nach Informationen des „Handelsblatts“ will das Verlagshaus dem Aus für Büchner aber nur zustimmen, wenn gleichzeitig ein Nachfolger präsentiert werden kann.

Bereits am heutigen Freitag könnte sich die Zukunft des Nachrichtenmagazins entscheiden: Die Geschäftsführung der Mitarbeiter KG, Vertreter von Gruner+Jahr und der dritte Gesellschafter, die Erbengemeinschaft Rudolf Augstein, kommen zu einer Krisensitzung zusammen. Ein mögliches Szenario neben der Demission von Büchner ist der Rücktritt der KG-Führung, falls eine Einigung mit Gruner+Jahr mangels eines geeigneten Nachfolgers für Büchner nicht zustande kommt.

Dass die Gesellschafter dem besonders in der Print-Redaktion umstrittenen Chefredakteur, der auf eine rasche Verzahnung von Online und Print drängt, den Rücken stärken, ist in Anbetracht der seit Monaten schwelenden Krise beim „Spiegel“ recht unwahrscheinlich.