Das isländische Kollektiv GusGus lädt zur Tanzparty in den Mojo Club

Es gibt viele Dinge, für die wir Island lieben. Die Unabhängigkeit, die sich das Eiland bewahrt hat, der Mut, sich nach der großen Krise einem Ausverkauf an Investoren entgegenzustemmen. Und natürlich die Musik. Hier kommt sie von Bands, die nicht zusammengecastet wurden, sondern ganz altertümlich Instrumente beherrschen.

Zu den isländischen Top-Bands zählt seit Jahren die 1995 in Reykjavik gegründete Elektroformation GusGus. Die Mitglieder entstammten einem fruchtbaren kreativen Milieu aus Künstlern unterschiedlicher Herkunft, von Musik über Film bis zur Bildenden Kunst. Gestartet als eher experimentierfreudiges Kollektiv um den wikingerhaften Sänger Daníel Ágúst Haraldsson mit dem von Kritikern hymnisch gefeierten Werk „Polydistortion“, auf dem auch Emilíana Torrini zu hören war, schwimmt die Band etliche Alben, Abgänge und Umbesetzungen weiter, erneut auf der Welle des Erfolges.

Das aktuelle Werk „Mexiko“, das sich konsequent an der Linie von intelligenter elektronischer Tanzmusik ausrichtet, läuft gut. Die Tour ist vielfach ausverkauft und wurde noch hektisch um einige Termine ergänzt. Die Hamburger haben Glück. Für den Auftritt am 28. September im Mojo Club gibt es noch Karten. GusGus reist gerne mal mit zehnköpfiger Band an und gilt als eine der weltbesten Elektro-Livebands. Eine echte musikalische Großfamilie, bei der man sich auf der Bühne uneitel das Mikrofon von Song zu Song weiterreicht.

Ein richtig schwaches Album hat die Band über die Jahre nie abgeliefert, gleichwohl einige Volten und Versuche des Neuerfindens unternommen. Gab sie sich in jüngeren Tagen experimentierfreudiger und variantenreicher, wandte sie sich dann in den formidablen Songs „Dance You Down“ und „Your Moves Are Mine“ vom Album „Attention“ (2002) lupenreinen Techno- und House-Sounds zu. „Mexiko“ liefert wie schon der Vorgänger „Arabian Horse“ gut konsumierbare Tanzmusik mit sehnsuchtsvollen Pop-Melodien. Heute scheut GusGus die Kraft der Wiederholung weniger. Die Single mit dem Zungenbrechertitel „Obnoxiously Sexual“ zeigt die Qualitäten der Band, Elektro-Drums, viel Synthesizer und hypnotischer Gesang. Auf jeden Fall unverwechselbar und unabhängig von Trends. GusGus steht für ein Lebensgefühl, einen unabhängigen Blick auf urbane Metropolen vom naturnahen Inseldasein aus.

Neben ihren eigenen Produktionen hat GusGus etliche Remixe von Depeche Mode, Sigur Rós, Kraftwerk oder Björk veredelt. Gus Gus-Mitglied Birgir „Biggi Veira“ Þórarinsson hat zudem das letzte, hochgelobte Album von John Grant, „Pale Green Ghost“ eingespielt.

Fest steht, die kreative Enklave ist noch lange nicht am Ende. Und beim Konzert ist auf jeden Fall Dauertanzen angezeigt.

GusGus So 28.9., 20.00, Mojo Club (U St. Pauli), Reeperbahn 1, Karten 26,40; www.gusgus.com