Karin Beier inszeniert „Pfeffersäcke im Zuckerland“ im Malersaal

Schauspielhaus-Intendantin Karin Beier hat ein deutsch-brasilianisches Theaterprojekt entwickelt, in dem es um deutsche Auswanderer geht. Und natürlich um Hamburg. Fünf Millionen Europäer wanderten zwischen 1850 und 1939 via Hamburg aus. Der Hamburger Hafen war wichtigster Umschlagplatz für brasilianische Importe. Zehn Prozent aller Brasilianer haben deutsche Vorfahren. Deutsche Kolonien gibt es in Brasilien bis heute.

Karin Beier reiste mit einigen Ensemble-Mitgliedern des Schauspielhauses 2013 nach Brasilien. Sie recherchierte deutsche Spuren im Bundesstaat Santa Catarina, in dem der Anteil der Deutsch-Brasilianer 40 Prozent beträgt und aus der damaligen Kolonie Dona Francisca die Industriestadt Joinville entstand. Hier berufen sich viele der Deutsch-Brasilianer noch in der sechsten Generation auf deutsche Regeln. Sie sprechen deutsch, kein portugiesisch und schauen auf Landsleute nicht-deutschen Ursprungs herab. Karin Beier und die Schauspieler führten Interviews mit diesen Menschen, befragten sie zu Themen wie „Identität“ „Heimat“ oder „Parallelgesellschaft“. Aus diesen Gesprächen entstanden kleine Monologe und dann ein Theaterabend über den Willen zur Integration. Er wurde in Sao Paulo gezeigt und hat nun in überarbeiteter Fassung mit dem Titel „Pfeffersäcke im Zuckerland“ im Malersaal Premiere.

„Diese Menschen sind sehr stolz auf ihre deutsche Herkunft“, erzählt Beier. „Sie wollen sich eigentlich nicht in Brasilien integrieren, heiraten auch lieber untereinander. Sie beharren aber darauf, dass es keinen Rassismus bei ihnen gäbe. Trotz dieser Widersprüchlichkeit bietet ihr Willen, sich in der Fremde zu behaupten, auch Möglichkeiten der Identifikation.“

Der Abend handelt vom deutschen Bewusstsein und Parallelgesellschaften

Gleichzeitig hatte Beier Elfriede Jelinek um einen Epilog gebeten. „Strahlende Verfolger“ geht dem deutschen Wesen auf den Grund, handelt vom elitären Bewusstsein Deutscher, die glauben, alles besser zu können, die stolz auf ihr Denken und ihre Denker sind. „Der Abend beginnt mit den Monologen und mündet in den Jelinek-Teil“, sagt Beier. „Drei Schauspielerinnen sprechen diesen Text, alle anderen sind auch auf der Bühne. Ich habe für den Abend eine Form gefunden, die ich noch nicht verraten will. Es wird spannend.“

Warum ist jemand ausgewandert? Wie verändert er sich? Was befördert eine Integration? Was gewinnt, was verliert man dadurch? All dies sind Fragen, die uns auch in Deutschland brennend interessieren.

„Pfeffersäcke im Zuckerland“ Premiere Sa 20.9, 20.00, auch Mo 22./Di 23.9. Malersaal (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten zu 8,- bis 22,-: T. 248713 und kartenservice@schauspielhaus.de