„Man muss im Leben immer anständig und tapfer sein – und gütig.“, schreibt Heinrich Himmler 1941 ins Poesiealbum seiner Tochter. Himmler war der zweitmächtigste Mann im Dritten Reich und als Innenminister und Reichsführer SS verantwortlich für die KZs und die planmäßige Ermordung von mehr als sechs Millionen Juden. Regisseurin Vanessa Lapa zeichnet ein Porträt des Nazis, das auf privaten Briefen und Quellen aus dessen Nachlass basiert. 151 Quellen hat die Israelin für ihre Doku „Der Anständige“ benutzt.

Der Massenmörder, der sich im Mai 1945 das Leben nahm, war mit sich im Reinen. Lapa zeigt, wie das Gedankengut dieses Mannes aus konservativer Anschauung zu den Verbrechen mutiert. Der Film fragt, woher das Böse kommt. Eine Lösung bietet er nicht, indes viele Denkanstöße über den deutschen Faschismus. „Der Anständige“ ist kein Geschichtsunterricht, in der Vermischung von dokumentarischen und fiktionale Formen wird er zum „post-dokumentarischen“ Film.

++++- „Der Anständige“ D/IL/AUT 2014, 94 Min., o. A., R: Vanessa Lapa, D: Fl. Grell, T. Moretti, Sophie Rois, tägl. im Abaton (OmU); www.der-anstaendige.de