„Der Mädchenmacher“ ist der Titel des neuen Kriminalromans von Michael Koglin. Und erneut ist es deftige Kriminalkost, die der Hamburger Autor, buddhistischen Glaubens, seinen Lesern serviert.

Es beginnt noch recht harmlos. Die Szene erzählt von einer Frau, die offenbar gefangen ist in einer Art Verlies. Ihr Oberkörper ist mit einem Verband umwickelt, das Atmen fällt ihr zunehmend schwer. Auf der Haut der Frau haben sich offene Wunden gebildet. Sie weiß nicht, wie lange sie schon eingesperrt ist an diesem dunklen Ort. Es soll noch ganz anders kommen, schlimmer, natürlich.

„Der Mädchenmacher“ ist der Titel des neuen Kriminalromans von Michael Koglin. Und erneut ist es deftige Kriminalkost, die der Hamburger Autor, buddhistischen Glaubens, seinen Lesern serviert. In ihrem nach „Seelensplitter“ zweiten Fall muss die junge Hamburger Polizistin Lina Andersen zuerst einmal kräftig schlucken. Was auf einem großzügigen Esstisch am Tatort drapiert ist, verschlägt ihr die Sprache: Dort liegt eine Frau, der unbekleidete Körper drapiert mit Salatblättern, Rosmarinzweigen und Cherrytomaten. Kopf, Hände und Füße schwarz, verkohlt.

In der Wohnung der Toten hängen Fotos, die abgemagerte Hunde oder das Innenleben von Schlachthöfen zeigen – Tierschutzmotive allesamt. Gearbeitet hat die Frau in einem Supermarkt, Lina Andersen lässt sich dort undercover als Aushilfe einschleusen, später recherchiert sie bei Tierschützern. Eine zweite Frau muss sterben, brutal zugerichtet auch sie. Der Verdacht eines Serientäters liegt auf der Hand, Andersen sieht Rache als ein mögliches Motiv. Stress gibt es auch im Ermittlerteam, man ist sich nicht einig. Eine nächste Spur führt in die Fleischindustrie.

Als Lina Andersen auf dem Isemarkt nur knapp einem Anschlag entgeht, wird der hoffnungsvollen Nachwuchspolizistin langsam klar: Sie steht unter ständiger Beobachtung eines ihr Unbekannten. Hat der Mörder, der die Frauen richtete, es auch auf sie abgesehen? Die Gefahr, in die sie sich begibt, ist jedenfalls weit größer als vermutet. Es geht schlicht um ihr Leben.

Michael Koglin legt geschickt verschiedene Spuren, der Plot seiner Geschichte aber ruht sicher im straff gespannten dramaturgischen Netz. Spannung wird bei Koglin nicht bedächtig geschürt, sie ist von Beginn an präsent. Der Sinn für gewisse Unappetitlichkeiten ist dem Autor seit seiner Kommissar-Mangold-Reihe eigen. Mit der sensiblen Polizistin Lina Andersen hingegen hat Koglin eine feinsinnige Figur ersonnen, die glaubhaft um ihren Platz kämpft in einer Welt aus Blut, Schweiß und Tränen.

Michael Koglin: „Der Mädchenmacher“. Goldmann, 318 Seiten, 8,99 Euro; Der Autor liest mit Anette Hinrichs und Dirk van Versendaal beim Hamburger Abend des Krimifestivals auf Kampnagel, 8.11., 19 Uhr. Karten zu 12 Euro bei Heymann und unter T. 30 30 98 98; Internet: www.krimifestival-hamburg.de