Das ZDF beginnt am Montag eine 17 Filme lange James-Bond-Reihe: Den Anfang macht Pierce Brosnan, das Ende markiert Daniel Craig in „Skyfall“

„Ahoi, Mister Bond! Stoppen Sie! Stoppen Sie!“, ruft der Kapitän der Verfolger, die dem Boot von James Bond in „Liebesgrüße aus Moskau“ hinterherfahren. Aber James Bond gibt Vollgas. Vielleicht hat er sich gewundert, warum ihn jemand ausgerechnet in der Adria irgendwo zwischen Triest und Venedig mit Hamburger Dialekt und spitzem S anruft. Das spielt keine Rolle. Ein Doppelagent im Geheimdienst ihrer Majestät ist jedenfalls nicht zu stoppen. Nicht zu bremsen. Nicht aufzuhalten.

23-mal hieß es leben (James Bond) und sterben lassen (die Anderen) auf der Kinoleinwand, von „James Bond – 007 jagt Dr. No“ (1962) bis „Skyfall“ (2012), und immerhin 17 dieser Abenteuer zeigt das ZDF von diesem Montag an in seiner Reihe Montagskino oder an verschiedenen Sendeplätzen im Spätprogramm. Für den Auftakt der Reihe, die zur Jahreswende mit der Free-TV-Premiere von „Skyfall“ ihren Höhepunkt erfährt, wurde „GoldenEye“ ausgewählt. Mit „GoldenEye“ und Pierce Brosnans erstem Auftritt als vielleicht glattester, klassisch britischer Interpretation von Ian Flemings Romanhelden wurde die lange still stehende 007-Kulturfabrik 1995 spektakulär wiederbelebt. Das Motiv von neuen Feindbildern und Herausforderungen nach dem Ende des Kalten Krieges wurde ebenso aufgenommen wie die Rolle der modernen Frau. Judi Dench hatte ihre Premiere als bissig-ironische Vorgesetzte M. Als Gegenspieler brillierten Sean Beam („Game Of Thrones“) als abtrünniger MI6-Agent Janus und der kürzlich gestorbene Gottfried John als den Sowjetzeiten hinterhertrauernder General Ourumov.

In den folgenden Wochen zeigt das ZDF die weiteren Brosnan-Bonds, den auch in Hamburg spielenden Medienthriller „Der Morgen stirbt nie“ (22. September), „Die Welt ist nicht genug“ (29. September) und „Stirb an einem anderen Tag“ (6. Oktober). Nach diesem chronologischen Rückblick auf die Brosnan-Ära geht es am 13. Oktober zurück zum Anfang mit der „Jagd auf Dr. No“ und dann kreuz und quer durch über 50 Jahre voller tödlicher Missionen. „Der Mann mit dem goldenen Colt“ nimmt Roger Moore ins Visier, Sean Connery bekommt „Liebesgrüße aus Moskau“ und eine neue Identität in „Man lebt nur zweimal“. Paul McCartney singt den Titelsong von „Leben und sterben lassen“, Shirley Bassey girrt den von „Diamantenfieber“. George Lazenby floppt als einmaliger Bond-Darsteller in „Im Geheimdienst ihrer Majestät“, während Daniel Craig in „Casino Royale“ sogar eine Partie Poker so spannend macht wie ein Duell auf Leben und Tod. Üblicherweise spielt James Bond im Kasino ja lieber Baccara, aber wer versteht da schon die Regeln? „Ein Quantum Trost“, „Sag niemals nie“, „Im Angesicht des Todes“, „Skyfall“ und „Lizenz zum Töten“ schließen das Spionagespezial ab.

Und wahre Bond-Fans werden einige der besten und stilbildendsten 007-Hits vermissen, die dieses Jahr schon im ZDF gezeigt wurden. „Goldfinger“ und „Feuerball“ zum Beispiel sind die perfekten Bond-Filme. Die Titelsongs und Vorspänne, die nicht allzu realitätsferne, spannende Handlung, die Girls, der Aston Martin DB5 und weitere nützliche Gerätschaften aus dem Labor von Tüftler Q (Desmond Llewelyn) bereicherten die Bond-Ikonografie derart unvergesslich, dass das Erfolgsrezept von diabolisch-sympathischen Bösewichten und Helfershelfern, Martinis, tödlichem Spielzeug und stilvollen, mondänen Kulissen immer wieder wiederholt wurde.

Nicht immer funktionierte das, wie man am grässlichen, inoffiziellen „Feuerball“-Remake und kurzfristigem Connery-Comeback „Sag niemals nie“ sehen kann. Oder am völlig hanebüchenen Star-Wars-Bond „Moonraker“ mit Weltraumschlachten und Laserpistolen. „Moonraker“ zeigt das ZDF nicht, genauso wenig wie „Der Spion, der mich liebte“. Was durchaus schade ist, denn auch Richard Kiel, der Bond in den beiden Filmen als „Beißer“ eisenzähneknirschend auf die Pelle rückte, ist vor wenigen Tagen gestorben.

Auch „In tödlicher Mission“, einer der besonders unterschätzen 007-Klassiker, hätte sich gut in der Sendereihe gemacht. Schließlich spielte dort eine Frau die Hauptrolle, bei der schon der wahre Name viel mehr versprach als die albernen Bondgirl-Rollennamen „Pussy Galore“, „Octopussy“ oder „Honey Rider“: Carole Bouquet. Hui! Aber man kann eben nicht alle haben. Außer man heißt Bond. James Bond.

„James Bond 007 – GoldenEye“ Mo 15.9., 22.15, ZDF