Mit Anjorka Strechel in der Titelrolle hat „Die Päpstin“ im Altonaer Theater Premiere

Gelesen hat sie den Roman „Die Päpstin“ als Teenager. Und sie war begeistert von dieser bildungshungrigen Frau. „Es ist schon etwas Besonderes, diese Rolle spielen zu dürfen“, sagt Anjorka Strechel, 32. Von Freitag an verkörpert sie auf der Bühne des Altonaer Theaters jene legendäre Johanna von Ingelheim, die als Mann verkleidet im 9.Jahrhundert durch eine Verkettung glücklicher Umstände zum mächtigen Oberhaupt der Kirche wurde. Die amerikanische Schriftstellerin Donna Woolfolk Cross hat die Legende um die Päpstin 1996 zu einem erfolgreichen historischen Roman verarbeitet.

„Das aus einfachen Verhältnissen stammende Mädchen will lesen und schreiben lernen, sie kann denken und verhält sich modern: Sie geht ihren Weg und benutzt jeden Stein, der ihr in den Weg gelegt wird, als Treppe“, beschreibt Anjorka Strechel ihre Figur.

Die Schauspielerin, in Lüneburg geboren und in Hamburg in ihrem Fach ausgebildet, stellt sich der Herausforderung, eine Figur zu spielen, die nicht stringent angelegt ist. Johanna entwickelt sich vom jungen Mädchen zur mächtigen Frau – und das unter einer männlichen Kutte, die ihre Weiblichkeit vortrefflich verbirgt. „Ich versuche, meinen Gestus und Habitus etwas zu ändern. Als Frau versuche ich etwas weicher und fahriger zu sein, wenn ich die Johanna als Mann spiele, etwas gerader. Das Kostüm erleichtert es, sich in eine andere Körperlichkeit zu begeben“, sagt die Schauspielerin. Strechel äußert sich bewundernd über diese Frau, die sie auf der Bühne lebendig werden lässt: „Johanna ist radikal. Sie stellt Traditionen infrage und kippt sie. Das verbindet sie mit dem derzeitigen Papst. Wir haben uns bei den Proben oft gefragt, wie lange Franziskus sich mit seinen fortschrittlichen Ideen wohl halten kann?“

Kurz vor der Hamburger Erstaufführung wirkt die Hauptdarstellerin sehr entspannt. Premiere hatte die Inszenierung Eva Hosemanns schon vor ein paar Wochen bei den Burgfestspielen in Jagsthausen, einem idyllisch gelegenen Ort in Baden-Württemberg. „Ich freue mich natürlich sehr, dass ich wieder einmal in Hamburg spielen kann“, sagt Anjorka Strechel. Nach ihrer Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater hat sie Hamburg verlassen, war Ensemblemitglied an der Städtischen Bühne in Osnabrück, seit ein paar Jahren lebt und arbeitet sie als freie Schauspielerin in Berlin. Unter anderem hat sie am Deutschen Theater Berlin und am Staatstheater Hannover auf der Bühne gestanden. Aber die 32-Jährige hat auch jede Menge Film- und Fernsehrollen übernommen. Ihren größten Erfolg feierte sie mit einer Hauptrolle in einem russischen Film mit dem Titel „Kray – Am Ende Welt“. Darin spielt Strechel ein junges deutsches Mädchen, das den Zweiten Weltkrieg in Sibirien überlebt hat. „Kray“ wurde 2011 als bester ausländischer Film für den Golden Globe nominiert. Strechel: „Hier haben ,Kray’ leider nicht viele Zuschauer gesehen.“

„Die Päpstin“ Premiere Fr 5.9., 20.00, Altonaer Theater (S Altona), Museumstr. 17, Karten zu 19,- bis 35,- unter T. 39 90 58 70; www.altonaer-theater.de