Folk-Rock-Schrittmacher und Byrds-Frontmann Roger McGuinn gastiert im Gruenspan

Er war damals der Coolste auf dem Cover von „Mr. Tambourine Man“. Enge Jeans, glattes mittellanges Haar, die Augen von einer schmalen viereckigen Sonnenbrille verdeckt und dazu ein leicht überheblicher Gesichtsausdruck. Roger McGuinn war der Frontmann und Gründungsmitglied der Byrds. Der Bandname ist sicher auch vielen jüngeren Leuten geläufig, die sich für die Musik der 60er-Jahre interessieren, aber wer kennt noch die einzelnen Mitglieder der ganzen Westcoast-Bands, die damals die neu entstehende Folk-Rock-Szene entscheidend prägten? McGuinn, 1942 in Chicago geboren, kreierte auf seiner hell klingenden 12-saitigen Rickenbacher-Gitarre den typischen Byrds-Sound. Das Quintett, zu dem auch David Crosby gehörte, war schon vor dem Summer Of Love 1967 eine der erfolgreichsten Bands.

Ihren frühen Ruhm ernteten die Byrds durch das von Bob Dylan geschriebene „Mr. Tambourine Man“. Sie kreuzten einen Folksong mit gleich drei elektrischen Gitarren, kreierten als erste Band den Folk-Rock und hatten damit 1965 einen Nummer-1-Hit. Die Byrds entwickelten sich weiter in Richtung Psychedelia, besannen sich dann des Country & Western und des Hillbilly und wurden zu einer stilbildenden Gruppen in den USA. Nach vielen Umbesetzungen und internen Streitereien löste McGuinn die Byrds 1973 auf und startete eine Solokarriere. Seine größten kommerziellen Erfolge gehörten zu dem Zeitpunkt jedoch schon der Vergangenheit an. Doch bis heute gilt Roger McGuinn als einer der Musiker, der wegweisend für das Americana-Genre gewesen ist. Unter Americana oder Roots Rock versteht man die verschiedenen Formen von Folk, Country und Blues in Verbindung mit Rockmusik. Kürzlich hat Tom Petty sich in Interviews über McGuinn als wichtige Inspiration auch für seinen Klang geäußert.

Wenn der Ex-Byrd jetzt nach vielen Jahren nach Deutschland kommt, wird er ohne Band auftreten. Kritiker in den USA haben die Abwesenheit von Begleitmusikern nicht als Manko empfunden – im Gegenteil. Sie bescheinigten McGuinn, dass seine Stimme gereift sei und besser klingen würde als in den 60er-Jahren und sein virtuoses Gitarrespiel bei weitem für einen spannenden Abend ausreichen würde. McGuinn ist seit Jahrzehnten auch ein Archivar von überlieferten Folk- und Country-Songs. Seine Zuhörer geben sich natürlich nicht damit zufrieden, deshalb gehören zu seinem Repertoire jede Menge Hits aus Byrds-Tagen wie „Mr. Spaceman“, „The Ballad Of Easy Rider“ und „Eight Miles High“, mindestens genauso viele Dylan-Songs wie „Chimes Of Freedom“, „My Back Pages“ und natürlich „Mr. Tambourine Man“. Selbst die Beatles covert er und befindet sich im Gruenspan fast auf den Spuren der Fab Four. Denn nebenan liegt das Indra, wo die Beatles-Karriere Fahrt aufnahm.

Roger McGuinn So 7.9., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 47,95 im Vorverkauf; www.mcguinn.com