„Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ ist eine Tragikomödie über den Tod

Noch schlimmer als Feelgood-Movies, die einfach gute Laune machen wollen, sind Feelgood-Movies, die gleichzeitig noch ernste Themen behandeln. So möchte man bei Uberto Pasolinis „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ zunächst am liebsten abwinken. Ein Film über Tod und Einsamkeit, der gute Laune macht? Das klingt in mehrfacher Hinsicht verdächtig. Entweder der Film nimmt sein Thema nicht ernst oder aber er bemäntelt das Abgründige daran mit den Zuckerstrategien des Alltagskitsches. Oder, vielleicht noch schlimmer, der Film benutzt die Themen Trauer, Tod und Alter als Quelle für bizarren, aber letztlich selbstgefälligen Humor.

Der in Großbritannien arbeitende, aus Italien stammende Uberto Pasolini geht in seinem Film „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ jedoch einen anderen Weg. Und die Tränen, die selbst hartgesottene Feelgood-Movie-Verächter während der Schlussszenen vergießen dürften, fühlen sich bei Pasolini einmal nicht erzwungen an, sondern sind begleitet von einer tatsächlich überraschenden – Heiterkeit.

Das liegt vor allem an John May, beziehungsweise der Art und Weise, wie Eddie Marsan ihn spielt. In seinen Grundzügen ist dieser Mr. May eine im Kino notorische Figur: ein einsamer Mann unbestimmten Alters mit Ordnungsobsession. Von seinen Vorgesetzten wird er natürlich nicht geschätzt, obwohl er gut im Job ist. Vielleicht zu gut.

Pasolini zeigt seine Hauptfigur als jemand, der sich mit Verve an eine eigentlich öde, frustrierende Arbeit macht. Und in dieser Professionalität liegt ein erstes Geheimnis des Films. Denn man muss mit diesem John May kein Mitleid haben. Sicher, er führt ein völlig glanzloses Leben. Aber in der wunderbar mätzchenfreien Verkörperung durch Eddie Marsan wirkt er gerade in seiner Durchschnittlichkeit besonders lebendig. John May geht mit einem Ziel durchs Leben.

Johns neuester Fall wird sein letzter sein: Der neue Chef entlässt ihn. Doch durch Mr. May, der die Nachricht seiner Entlassung ohne Selbstmitleid hinnimmt, kommt der Film augenblicklich wieder in das richtige Fahrwasser, weg von oberflächlicher Gesellschaftskritik hin zu seiner Betrachtung der wichtigen Dinge von Leben, Sterben und Einsamkeit. Unbeirrt vom eigenen Schicksal macht sich Mr. May daran, seine letzten Tage ganz seinem letzten Fall zu widmen.

Pasolini inszeniert dialogarm und dafür mit viel Sinn für gegenständliche Details. Eine sanfte Prise skurrilen Humors durchweht diesen Film. Obwohl es Fragmente eines letztlich unglücklichen Lebens sind, die John May da zusammen klaubt, tut er es mit einer Sorgfalt, als ginge es um das verschollene Lebenswerk eines hoch angesehenen Künstlers. Und das ist das Seltsame und erfrischend andere an diesem Film: Dass er das Unglück und die Einsamkeit nicht wegwischt mit falschen Versöhnlichkeiten.

++++- „Mr May und das Flüstern der Ewigkeit“ GB/I 2013, 87 Min., ab 12 J. R: Uberto Pasolini, D: Eddie Marsan, Joanne Froggant, Karen Drury, Neil D’Sousa, täglich im 3001 Kino (OmU), Koralle, Passage; www.mister-may.de/synopsis.php