Für seine neue Show „Kessler ist...“ wird der Schauspieler und Parodist Michael Kessler zu jemand anderem: Er verkörpert seine prominenten Gäste

Hamburg. An diesem Donnerstag startet auf ZDFneo die zunächst sechsteilige Personality-Doku „Kessler ist…“ Ein Format, das es in dieser Form im deutschen Fernsehen noch nicht gab. Der Schauspieler und Parodist Michael Kessler – bekannt unter anderm aus „Switch“ – bereitet sich akribisch vor und schlüpft auch optisch in die Rolle von Prominenten. Schließlich konfrontiert er Gäste wie den Schlagersänger Heino, die Schauspielerin Michaela Schaffrath und den Gewichtheber Matthias Steiner mit ihrem Spiegelbild: Heino interviewt Heino, Schaffrath interviewt Schaffrath.

Hamburger Abendblatt:

Michael Kessler, was hat Sie an diesem neuen Format gereizt?

Michael Kessler:

Zu sehen, wie jeder anders mit dieser Sendung umgeht. Es gibt Gäste, die sehr offen sind und sich darauf einlassen. Und andere, die das Gespräch eher in ihrem Sinne führen wollen. Das finale Interview ist aber auf jeden Fall ein toller Fernsehmoment.

Produzieren Sie mit „Kessler ist…“ so etwas wie Enthüllungsjournalismus der ‚etwas anderen Art‘?

Kessler:

Nein, ich mache keinen Sensationsjournalismus. Es soll überhaupt nicht darum gehen, den Prominenten auszuziehen oder bloßzustellen, dafür stehe ich ja auch gar nicht.

Fällt es Ihnen generell leichter, Menschen zu parodieren, die Sie nicht sonderlich mögen?

Kessler:

Nein. Schwierig wird es, wenn man jemanden persönlich kennt. Als Parodist sagst du dir, zum Beispiel bei Günther Jauch: ‚Der Jauch ist Deutschlands beliebtester Showmaster. Vorsicht, Obacht: Damit kannst du nur auf die Schnauze fallen.‘ Dennoch habe ich einen Weg gefunden, auch ihn zu parodieren. Der fällt dann zugegeben etwas sanfter und charmanter aus als bei Florian Silbereisen. Das ist mit Sicherheit so.

Sie haben an anderer Stelle einmal gesagt: „Fernsehen ist nicht mehr ehrlich. Alles Fake. Das Medium entwickelt sich zu einer wertlosen und gewinnorientierten Gelddruckmaschine.“

Kessler:

Ich habe definitiv eine kritische Haltung gegenüber dem Medium. Es gibt inzwischen im deutschen Fernsehen viel zu viele Scheinwerfer. Zu viel Nebel wird versprüht, ein Riesenaufwand betrieben. Und es ist nichts dahinter. Ich sehe mich in der Verpflichtung, den Zuschauer für das Medium zu begeistern und ihn mit Sendungen zu versorgen, mit denen er etwas anfangen kann – wie jetzt mit „Kessler ist…“

Wenden sich Ihrer Meinung nach immer mehr Menschen vom Fernsehen ab?

Kessler:

Ja. Das Fernsehen hat viele Zuschauer enttäuscht und ihr Vertrauen gebrochen. Denken Sie nur an den aktuellen Skandal rund um die gefakten Ranking-Shows.

Haben diese Eingriffe Sie überrascht?

Kessler:

Nein. Ich habe mir das immer gedacht, habe auch immer den Menschen in meinem Umfeld gesagt: ‚Glaubt nicht an das, was ihr da seht. Seid immer kritisch und stellt das immer infrage, auch wenn da ein Notar durchs Bild läuft.‘ Alle Sendungen, die auf Jury-Entscheidungen und Votings basieren, sind beschädigt. Da ist viel Porzellan zu Bruch gegangen.

Ärgert Sie das als Medienschaffender?

Kessler:

Ja, sehr. Denn das verlorene Vertrauen müssen wir vom Zuschauer erst einmal wieder zurückgewinnen, und das ist wahnsinnig schwer.

Als Parodist machen Sie zum Beispiel Fernsehstars wie Florian Silbereisen und Günther Jauch so gut nach, dass viele Kritiker sagen, Sie seien besser als das Original. Empfinden Sie das als Kompliment?

Kessler:

Ja, weil es zeigt, dass ich richtig beobachtet habe und einen ganz besonderen Punkt getroffen habe, den ich in der Parodie dann verstärke. Das tue ich natürlich bei „Kessler ist...“ nicht. Da versuche ich wirklich, dem Prominenten als Spiegelbild gegenüberzusitzen. Das ist dann kein Comedy-Moment.

Wie würde es Ihnen eigentlich ergehen, wenn der echte Michael Kessler dem von Ihnen gespielten Michael Kessler gegenübersitzen würde?

Kessler:

Eine gute Idee. So nach 50 Staffeln werden wir das bei „Kessler ist…“ wahrscheinlich machen. Als allerletzte Folge, wenn wir aufhören. Ja, das sollten wir unbedingt tun, finde ich.

Welche Frage würden Sie sich dann auf keinen Fall selber stellen wollen?

Kessler:

Träumst du nachts von Florian Silbereisen?

Und?

Kessler:

Nein! Gott sei Dank nicht.

„Kessler ist...“, Do 22.05 Uhr, ZDFneo