Die Teenieklamotte „Doktorspiele“ entfaltet überraschend Charme

Im Kindesalter unterscheiden sich Mädchen und Jungen noch kaum, doch dann beginnt das Testosteron zu wirken und der männliche Sexualtrieb steigt ins Unermessliche. So heißt es zu Beginn von Marco Petrys Teenie-Klamotte „Doktorspiele“, die auch mit einem Doktorspiel beginnt: Der siebenjährige Andi zeigt seiner gleichaltrigen Sandkastenfreundin Lili seinen Schniedel, die bricht in lautes Lachen aus und teilt das auch noch allen anwesenden Erwachsenen mit. Zehn Jahre später ist Andi (Merlin Rose) immer noch nicht über dieses traumatische Erlebnis hinweg.

Erst recht nicht, als er Klassen-Aufreißer Bobby (Jannis Niewöhner) unter der Dusche erblickt. Kein Wunder, denkt sich Andi, dass Bobby größere Chancen bei Katja (Ella-Maria Gollmer) hat. Andis bester Freund Harry (Maximilian von der Groeben) hat da ganz andere Sorgen: Durch übertriebenen Porno-Konsum hat er Vorstellungen von Sexualpraktiken, die die Mädels eher befremden, zumal er sich meist nicht zurückhalten kann und, wie Andi es treffend formuliert, an Penis-Tourette leidet. Auf einer Party bei Katja will Andi endlich einen Versuch wagen, der Angebeteten seine Gefühle zu gestehen, doch vorher trinkt er sich dummerweise zu viel Mut an. Zeugin seines peinlichen Auftritts wird auch Lilli (Lisa Vicari), die gerade zu Besuch ist und deutlich reifer agiert als Andi.

Oft ist „Doktorspiele“ hochnotpeinlich und lässt wirklich keinen offensichtlichen, sexuell konnotierten Gag aus: Von Dildos über Schamhaarfrisuren bis hin zu unzähligen Varianten der Onanie ist Marco Petrys Film durch und durch deutsche Klamotte.

Doch immer, wenn mal nicht gerade der offensichtlichste Gag unter der Gürtellinie gerissen wird, entfaltet „Doktorspiele“ bemerkenswerten Charme. Das liegt in erster Linie am überzeugenden jungen Darstellerensemble, das Figuren spielt, die zwar auf den ersten Blick Typen sind, aber doch authentisch genug wirken, um sympathisch zu sein. Dass ganz nebenbei auch einiges über die Fallstricke einer übermedialisierten Welt erzählt wird, in der Pornos im Übermaß verfügbar sind, lässt „Doktorspiele“ dann doch zu einer sympathischen Teenie-Komödie werden.

+++-- „Doktorspiele“ D 2013, 95 Min., ab 12 J., R: Marco Petry, D: Christiane Paul, Oliver Korittke, Merlin Rose, täglich in den Cinemaxx- und UCI-Kinos, im Hansa; www.fox.de/cinema/doktorspiele/13628/