2012 starb Nils Koppruch. Weggefährten spielen an zwei Abenden Songs des Musikers

Und dann steckt so ein ganzes künstlerisches Lebenswerk auf einmal in einer kleinen schwarzen Pappbox. Und der, der dieses Leben gelebt hat, ist auf der Schachtel im Foto zu sehen. Die Zigarette in der rechten, ein Getränk in der linken Hand. Nebendran ein abgefrühstückter Tisch. Die Haare etwas strähnig über dunklen Augen, die warm, skeptisch, auch amüsiert schauen.

46 Jahre war der Hamburger Musiker und Maler Nils Koppruch auf dieser Welt. Knapp zwei Jahre nach seinem Tod am 10. Oktober 2012 ist nun eine Werkschau erschienen, die die Vielfalt seines Schaffens, das Schroffe und das Schöne, eindrücklich darstellt. Sechs Platten mit seiner Band Fink und zwei Soloalben sind in der Box enthalten, zudem die Songs mit seinem jüngsten Projekt Kid Kopphausen, eine CD mit raren Aufnahmen sowie ein Doppel-Tribute-Album. Eine liebevoll gestaltete Wunderkammer, die zum Neu- und Wiederentdecken einlädt. Und die auch Gelegenheit gibt, um einen eigensinnigen Künstler und charakterstarken Menschen zu trauern. Lange bevor sich Musiker in den Nuller-Jahren dem Folk und Singer-Songwriter-Sound zuwandten, hatte Koppruch jene Stile für sich entdeckt, die nach Weite und Melancholie, nach Ecken und Kanten klingen. Americana, Blues und Country.

Wie beständig seine Lieder nachhallen, demonstrieren die rund 30 Musiker, die nun Nummern von Nils Koppruch neu interpretiert haben. Einige von ihnen, darunter Niels Frevert, Tim Neuhaus und ClickClickDecker, spielen am Dienstag und Mittwoch auf St. Pauli auf, um Nils Koppruch die Ehre zu erweisen. Es geht auch darum, eine gewisse Haltung, einen freundschaftlichen Geist weiter zu tragen.

„Die Konzerte waren oft sehr familiär. In so einer Atmosphäre war Nils sehr stark, er gab allen das Gefühl, Teil von etwas Besonderem zu sein“, erinnert sich Gerne Poets, einst Manager von Fink, in dem mehr als 100-seitigen Begleitbuch, das in der Werkschau-Box enthalten ist. Neben Fotos, Covern und Gemälden berühren vor allem die Interviews, die Autor Tino Hanekamp mit Weggefährten Koppruchs geführt hat. Singer-Songwriter Gisbert zu Knyphausen ist an beiden Abenden dabei. „Am liebsten mochte ich an Nils dass er so ein herzlicher, offener Mensch war“, sagt er. „Er war neugierig und interessiert an seinem Gegenüber und wollte immer wissen, was einen so umtreibt. Außerdem hatte er einen scheinbar unerschöpflichen Drang, Kunst und Musik zu erschaffen und dabei immer seine ganz eigene Sprache gefunden.“

A Tribute to Nils Koppruch + Fink Di 2.9., 20.00, Uebel & Gefährlich (u.a. mit Tim Neuhaus Duo, Gisbert zu Knyphausen & Kid Kopphausen Band, Niels Frevert, Locas in Love, Schöftland); Mi 3.9., 20.00 (u.a. mit ClickClickDecker, Torpus & The Art Directors, Gisbert zu Knyphausen, Bünger), Knust (U St.Pauli), Neuer Kamp 30, Eintritt: jew. 22,50 (im Vvk. über www.ghvc.de); trocadero-home.de