Frank Schätzing liest im Audimax aus seinem Politthriller „Breaking News“

Der Autor als Popstar: Frank Schätzing hat’s geschafft. Mühelos klettert er mit jedem Roman an die Spitzen der Bestsellerlisten, ist eloquent, sieht blendend aus – für seinen Verlag ein Hauptgewinn. Und für die Leser natürlich auch. Nach „Der Schwarm“, diesem spannenden Ökothriller, den zur Seite zu legen kaum möglich war, gab’s erst ein thematisch passendes Sachbuch („Nachrichten aus einem unbekannten Universum“), dann einen weiteren Thriller („Limit“). Und nun hat der Mann abermals Großes am Start. Die Geschichte des Staates Israel, verknüpft mit einem Verschwörungsszenario, bei dem ein gestrauchelter Reporter eine entscheidende Rolle spielt.

„Breaking News“ heißt der 1000-Seiter, aus dem Schätzing beim Harbour Front Festival liest. Und um die Jagd nach immer neuen Exklusivstories geht es auch. Eine davon wird dem Kriegsreporter Tom Hagen zum Verhängnis. Überengagiert und deshalb unvorsichtig, vermasselt er in Afghanistan eine Geiselbefreiung. Dann verpasst er im libyschen Bürgerkrieg auch noch knapp die Ergreifung Muammar al-Gaddafis. Danach ist er fertig, beruflich wie privat. Er trinkt, wird die Dämonen der Vergangenheit nicht los und arbeitet fortan für ein drittklassiges Online-Portal, für das er im Nahen Osten heiße Geschichten aufreißen soll. Nur: Alles, was er findet, ist bestenfalls lauwarm, weshalb Hagen auf die Idee kommt, eine Verschwörung zu erfinden, an der angeblich höchste israelische Politik- und Geheimdienstkreise beteiligt sind. Was der Kriegsreporter nicht ahnt: Er hat in ein Wespennest gestochen. Und nun trachten die unter Druck geratenen Verschwörer ihm und allen, die vielleicht noch von der Sache wissen könnten, nach dem Leben.

Frank Schätzing hat „Breaking News“ als Mischung aus Politthriller und Familienepos angelegt. Ein wesentlicher Handlungsstrang verbindet die Geschichte zweier jüdischer Familien mit der Staatsgeschichte Israels. Da geht es vom Exodus der Juden aus Deutschland und der Sowjetunion in den späten 20er- und 30er-Jahren über die Staatsgründung 1948, den Sechs-Tage- und Jom-Kippur-Krieg bis zum Libanon-Feldzug und den Massakern in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila. Eine zentrale Figur ist dabei der spätere israelische Ministerpräsident Ariel Scharon. Dessen plötzliche Erkrankung ist Dreh- und Angelpunkt einer Verschwörungstheorie, die die Geschichte mächtig Tempo aufnehmen lässt und ein ganz neues Bild vom Inlandsgeheimdienst Shin Bet zeichnet.

Es ist diese Mischung aus Fakten und Fiktion, die Schätzing meisterhaft beherrscht. Lange Recherchen, häufig vor Ort, liegen seinen Büchern zugrunde, das ist auch „Breaking News“ anzumerken. All die Konflikte gab und gibt es tatsächlich, Scharon fiel wirklich ins Koma (und starb Anfang dieses Jahres). Auch die aktuellen Ereignisse im Gazastreifen ließen sich problemlos integrieren.

Bei der Lesung im Audimax sorgt ein eigens konzipiertes Dolby-Surround-System für akustische Effekte, außerdem tritt die israelische Sängerin Ofri Brin auf.

Frank Schätzing 27.9., 20 Uhr, Universität Hamburg, Audimax, Tickets: 23,85 bis 31,90 €