Joss Stone und Wyclef Jean sind die Stars des Festivals „Soul im Hafen“ in Wilhelmsburg

Wyclef Jean wollte ja eigentlich Präsident von Haiti werden. Der Hip-Hop-Künstler ist auf der Karibikinsel geboren, doch als er neun Jahre alt war, zog seine Familie in die USA. Als er sich 2010 dann auf die Wahllisten setzen lassen wollte, erfüllte er nicht alle Voraussetzungen und musste seine politischen Ambitionen begraben. Seinen Fans wird das nur recht sein, denn ein Präsident im Tourbus unterwegs von Auftrittsort zu Auftrittsort – das ist nur schwer vorstellbar. Der ehemalige Rapper der Fugees macht also im Wanderzirkus der populären Musik weiter und kommt nach vielen Jahren wieder einmal nach Hamburg. Beim Tagesfestival „Soul im Hafen“ auf dem Dockville-Gelände in Wilhelmsburg ist Wyclef Jean einer der beiden Headliner. Vielleicht schafft er es mit einem energetischen Auftritt die Scharte auszuwetzen, die sein letzter uninspirierter Auftritt in Hamburg mit den Fugees vor vier Jahren hinterlassen hat.

Korrekt abgeliefert hat dagegen in den vergangenen Jahren immer wieder Joss Stone. Obwohl sie erst 27 Jahre alt ist, gehört die britische Soulsängerin bereits zu den erfahrenen Künstlern ihres Genres. Sechs Alben hat sie seit ihrem Debüt „The Soul Sessions“ im Jahr 2003 herausgebracht, berühmte Kollegen holen sie immer wieder für Projekte ins Studio, weil die Blondine über eine tiefschwarze Stimme verfügt und jeder Band ihren Stempel aufdrücken kann. Unter anderem gehörte sie zum SuperHeavy-Projekt, das 2011 von Dave Stewart, Mick Jagger, Damian Marley und A.R. Rahman initiiert wurde. Die Vegetarierin posierte auch schon als Model und spielte ein paar kleine Film- und Fernsehrollen. Aber Singen bleibt weiter ihr herausragendes Metier. Vor zwei Jahren kam mit „The Soul Sessions 2“ ihr zweites Coveralbum heraus, auf dem sie Stücke aus den 60er-, 70er- und 80er-Jahren neu interpretiert.

Auch das übrige Line-up des Sonnabends kann sich sehen lassen. Die lange Zeit in Hamburg lebende Nigerianerin Nneka wird bei der siebenstündigen Soul-Party dabei sein. Inzwischen hat sich die zierliche Sängerin in Deutschland etwas rar gemacht, weil sie im Ausland große Erfolge feiert – in Frankreich genauso wie in den USA oder in Afrika. Im vergangenen Jahr trat sie vor ausverkauftem Haus im Apollo Theatre in Harlem auf. Auch Aloe Blacc wird gern für Festivals gebucht, weil sein Hit „I Need A Dollar“ ein unschlagbarer Stimmungsmacher ist. Die etwas undankbare Funktion der Anheizer müssen der in Ägypten geborene Fetsum und die britische „X Factor“-Finalistin Rebecca Ferguson übernehmen. Und damit auch ja keine Minute ohne Black Music vergeht, legen die Baltic-Soul-DJs auf. Wenn am Wochenende auch noch die Sonne scheint, könnte es ein weiteres besonderes Festival in Wilhelmsburg werden.

„Soul im Hafen" Sa 23.8., 15.00, MS „Dockville“ Uferpark (S Wilhelmsburg + Shuttlebusse), Schlengendeich 12, Tickets zu 69,95 im Vorverkauf; www.soulimhafen.com