Die Komödie „Madame Mallory und der Duft von Curry“ bleibt unverfänglich

„Essen ist Erinnerung“ heißt es einmal in diesem Film. „Madame Mallory und der Duft von Curry“ nimmt die Redewendung ernst, derzufolge die erste Sehnsucht von Migranten ihrer heimischen Küche gilt. „Man kocht mit Geistern“, gab seine Mutter dem jungen Hassan (Manish Dayal) einst mit auf den Weg, bevor sie einem Feuer zum Opfer fiel, das religiöse Fanatiker im Restaurant der Familie in Mumbai legten. Nun versuchen die Familie unter Führung des Papas (Om Puri), in Europa eine neue Heimat zu finden. Dabei lassen sie sich von ihrem Geschmackssinn leiten. England haben sie als Option rasch verworfen, weil das Gemüse dort keine Seele besitzt. In der südfranzösischen Provinz hingegen finden die Naturalien rasch ihr Wohlgefallen.

Allerdings setzt es sich Papa in den Sinn, seine neue Gaststätte ausgerechnet gegenüber dem Restaurant „Le Saule pleurer“ zu eröffnen, das Madame Mallory (Helen Mirren) mit eisiger Strenge und Traditionsbewusstsein zu einem Michelin-Stern geführt hat. Sogleich entbrennt ein Krieg der Töpfe, der von beiden Seiten mit harten Bandagen und kulinarischer Tücke geführt wird. Der Film versäumt es, Madame Mallory daran zu erinnern, dass die Trauerweide, der ihr Gastro-Tempel seinen Namen verdankt, nicht aus Europa, sondern Ostasien stammt.

Anfangs stößt die kulinarische Invasion aus Indien auf Argwohn unter den Bewohnern der beschaulichen Ortschaft. Insgeheim hat aber längst schon eine Fraternisierung zwischen den Lagern stattgefunden. Hassan verliebt sich in eine Köchin von gegenüber (Charlotte Le Bon), die ihn zur Verwirklichung seines Traums ermutigt, ein Michelin-gekürter Küchenchef zu werden. Und da Madame Mallory nicht nur dünkelhaft ist, sondern Anstand besitzt, findet er in ihr eine Förderin.

Die Konfliktstellung und ihre Lösung erinnern deutlich an Lasse Hallströms ersten großen Hollywood-Erfolg „Chocolat“ (2000). Wiederum lässt sich eine stickige Provinzgemeinschaft in Frankreich von einer kulinarischen Innovation verführen, an der sie zunächst moralischen Anstoß nahm. Das Plädoyer für Toleranz weitet Hallström auf das Terrain der multikulturellen Integration aus. Das Fremde darf exotisch bleiben und der gesellschaftliche Kontext (immerhin spielt der Film in einer Region, die zu den Hochburgen des Front National gehört) unverfänglich.

+++-- „Madame Mallory und der Duft von Curry“ USA 2014, 122 Min., o. A., R: Lasse Hallström, D: Helen Mirren, Om Ouri, Manish Dayal, täglich im Abaton (OmU), Blankeneser, Holi, Koralle, Passage, UCI Othmarschen, Zeise; www.madame-mallory.de