Kelly Reichardts düsteres Umweltdrama „Night Moves“

Die im Titel so mysteriös klingenden nächtlichen Bewegungen sind zu Beginn von „Night Moves“ noch recht einfach zu entschlüsseln: Es geht da erst einmal um die Bewegungen im Kinodunkel selbst. Grelle Dokumentarfilmbilder huschen über die Leinwand, befrachtet mit aufrüttelnden Textbotschaften aus dem Off. Klassische Öko-Aufklärung, auf dass dem dumpfen Konsumenten ein Licht aufgehe. Im Publikum sitzen zwei schweigsame junge Umweltaktivisten und denken nach. Sie werden etwas unternehmen. Etwas, „das die Leute hoffentlich zum Nachdenken bringt“. Eine terroristische Aktion. Für die gute Sache.

Die amerikanische Independent-Regisseurin Kelly Reichardt („Old Joy“, „Wendy & Lucy“) hat scheinbar einen Film über Ökoterrorismus gedreht. Doch im Gegensatz etwa zu „The East“ verfügt „Night Moves“ über keine allzu verwickelten Konflikte. Es gibt zwar spannungsfördernde Widerstände und Verzögerungen, auch viel psychisches Elend. Aber im Grunde ist alles einfach und, im Unterschied zu anderen Filmen der Regisseurin, fast schon konventionell erzählt. Reichardt beobachtet im herbstlichen Oregon Josh (Jesse Eisenberg), Dena (Dakota Fanning) und Harmon (Peter Sarsgaard) beim konzentrierten Werkeln: Das Trio baut eine gigantische Sprengladung, um einen Staudamm in die Luft zu jagen, weil der keine Fischtreppe hat. Die Lachse sterben aus, „bloß damit unsere verdammten iPods ununterbrochen laufen“. Ansonsten wird über umweltpolitische Motive nicht viel geredet.

Den Wendepunkt bringt dann der Anschlag, inszeniert als ein feines Stückchen Suspense. Denn etwas ist schiefgegangen, und die Frage, auf die alles hinausläuft, lautet: Was passiert mit den Kämpfern, wenn der Kampf für die gute Sache Menschenleben gefährdet? Die Paranoia vor dem eigenen Tun prägt die zweite Filmhälfte.

++++- „Night Moves“ USA 2013, 112 Min., ab 6 J., R: Kelly Reichardt, D: Jesse Eisenberg, Dakota Fanning, Peter Sarsgaard, täglich im 3001 (OmU)