Simon Pegg brilliert in der Verfilmung des Romans „Hectors Reise“

Gleich am Anfang ein psychologischer Schnappschuss des Helden: Ein kleines Flugzeug schwirrt durch die Lüfte, darin ein Mann und auf dem Rücksitz sein Hund. Es kommt zu Turbulenzen, eine Hand greift nach seinem Hals, doch da wacht er auf, im gestreiften Schlafanzug in seinem Bett. Leicht könnte man diese Szene in fünf Dialogseiten ausbreiten, über einen Kindmann, der eine Beziehung zu einem Hund unterhält, eine bedingungslose Liebe also, die sich nicht entwickeln muss. Er hat seine Kindheit verloren, was ihn panisch macht. Ihm geht das Benzin aus und die Hand, die seinem Feind zu gehören scheint, ist die Hand seiner Freundin Clara, die psychologisch betrachtet sein Feind ist, weil sie die tickende Uhr repräsentiert, für eine Entscheidung, die er beharrlich aufschiebt. Doch in „Hectors Reise“ ist all das nur eine kurze, luftige Szene, ein märchenhafter Duft.

Genau so funktioniert das Kino von Peter Chelsom, zumindest dann, wenn er ganz bei seinem britischen Selbst ist, und nicht glatte Hollywood-Mainstream-Filme wie das Richard-Gere-Tanzstück „Darf ich bitten?“ oder „Hannah Montana – Der Film“ mit Miley Cyrus dreht. Der Londoner Psychiater Hector ist ein Suchender auf Reisen. Finden möchte er nichts weniger als das Glück, angeblich für seine verzweifelten Patienten, was in Wirklichkeit nur ein Vorwand ist, um auch sich selbst zu helfen. So packt er also seinen Rucksack, um von Shanghai in den Himalaya, nach Afrika und Los Angeles zu pilgern. Unterwegs erlebt er viele Abenteuer, in seinem Notizbuch sammelt er einen bunten Strauß voller Gedanken und Lebensweisheiten zum Thema Glück.

Und während „Eat Pray Love“, die weibliche Version einer solchen Selbstfindungsreise, in breiten Strichen mit dem Klischeepinsel gemalt war, besteht „Hectors Reise“ aus lauter luftig verspielten Skizzen. Ziemlich unverhohlen ist Hector das Alter Ego des französischen Psychiaters François Lelord, der in seiner Bestsellervorlage seinen eigenen Glücksforschungstrip literarisch verarbeitet hat. Geerdet sind Hectors verrückte Bekanntschaften im wahrhaftigen Spiel der Darsteller, allen voran Simon Pegg in der Titelrolle.

++++- „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ Kanada/D 2014, 120 Min. ab 12 J., R: Peter Chelsom, D: Simon Pegg, Christopher Plummer, täglich im Blankeneser, Cinemaxx Dammtor, Passage, Savoy (OF), UCI Mundsburg; www.hectorsreise.de