„Jimmy’s Hall“ ist ein bewegendes Historiendrama des Briten Ken Loach

Tanzen ist das Werk des Teufels. Jedenfalls in den Augen des katholischen Paters Sheridan (Jim Norton). Nachdem das Gemeinschaftszentrum in einem irischen Dorf wiedereröffnet worden ist und die Dorfbewohner ein fröhliches Fest gefeiert haben, verliest Sheridan in der nächsten Sonntagspredigt die Namen derjenigen, die zu diesem Tanzvergnügen gegangen sind. Die 18-jährige Marie (Aisling Franciosi) wird daraufhin sogar von ihrem konservativen Vater gezüchtigt. Das Tanzen ist der äußerliche Grund für die Denunziation von der Kanzel, dahinter steckt aber die Sorge der Kirche, die Kontrolle zu verlieren. Und die Angst vor einem Mann namens Jimmy Gralton (Barry Ward). Zehn Jahre zuvor musste er Irland während des Bürgerkriegs verlassen, 1932 kehrt er aus New York zurück. Mit neuen Ideen, altem Schwung, mit Charme und Mut. Gralton baut mit seinen Freunden die „Pearse-Connolly Hall“ wieder auf, die Pater Sheridan mehr als nur ein Dorn im Auge ist. Er wittert hinter den Aktivitäten der Dorfbewohner eine kommunistische Verschwörung mit Gralton als Drahtzieher.

„Jimmy’s Hall“ heißt Ken Loachs bewegender Film über die authentische Figur Jimmy Gralton. Er zeigt ihn nicht als Aufrührer, sondern als aufrechten Mann, der sich von der erzkonservativen Kirche nicht gängeln lässt. Doch er ist eine Gefahr für Kirche und Konservative, weil die Jugend sich um ihn schart, seinen Mut bewundert und bereit ist, ihm zu folgen. Loach, einer der herausragenden Regisseure des sozialrealistischen Kinos, zeigt diese Auseinandersetzungen auch als Klassenkampf zwischen den armen Bauern und Handwerkern und den reichen Großgrundbesitzern, denen die Kirche selbstverständlich beisteht. Sie versuchen das Volk zu unterdrücken, doch Gralton und seine Freunde tanzen ihnen im Wortsinn auf der Nase herum.

Loachs Film ist bei aller politischen Schärfe auch ein warmherziger Film voller Witz, der Menschen mit Zivilcourage zeigt, die an ihre Ideale glauben, auch wenn sie sich in einer schwächeren Position befinden. Es wäre für Loach leicht gewesen, den Pater als üblen Bösewicht dazustellen, doch er zeichnet ihn differenziert. Sheridan und Gralton sind ebenbürtige Gegner, keiner weicht einen Millimeter von seiner Überzeugung ab.

++++- „Jimmy’s Hall“ GB/IRL/F 2014, 106 Min., ab 6 J., R: Ken Loach, D: Barry Ward, Simone Kirby, Jim Norton, täglich im Abaton (OmU), Zeise; www.jimmys-hall.pandorafilm.de