Die Doku „Goodbye, G.I.“ begleitet den Truppenabzug der Amerikaner aus Deutschland

Was bleibt, ist eine Geisterstadt. Verlassene Wohnhäuser, eine Schule ohne Geräusche, leere Regale im Supermarkt – mitten in Heidelberg. Das Patrick Henry Village war dort einst das Zuhause amerikanischer Soldaten, auch G.I.s genannt, obwohl niemand mehr ganz genau sagen kann, woher dieser Spitzname rührt. Der Abzug der U.S. Army im Herbst 2013 hinterlässt nicht nur riesige, leere Areale, deren weitere Nutzung noch nicht geklärt ist. Er bedeutet vor allem auch für die ehemaligen Bewohner einen schmerzlichen Abschied, obwohl es doch eigentlich zurück in die Heimat geht. Sie verlassen aber einen Ort, der ihr Zuhause geworden ist. Der Dokumentarfilm „Goodbye G.I.“ von Uli Gaulke und Agnes Lisa Wegner begleitet Betroffene während ihrer letzten Wochen in Deutschland. Der Film läuft am Dienstagabend im Ersten.

Er erzählt unter anderem die Geschichte von Rex und Rachel Gribble, 92 und 84 Jahre alt, die das Patrick Henry Village nach mehr als sechs Jahrzehnten verlassen müssen. Im Internet schauen sie sich Seniorenwohnheime in den USA an. Zum Abschied singen sie bei einem Schnäpschen mit ihren Freunden deutsche Trinklieder. Es kullern Tränen. Khris Pelley traf in Deutschland seine große Liebe Kerstin. Im Krieg verlor er einen Kameraden. Auch er muss nun gemeinsam mit seiner Familie zurück in die USA. Er und seine Frau hoffen auf eine „zweite Kindheit“ in Texas.

Colonel Bryan D. De Coster ist der letzte Kommandeur des US-Stützpunktes. Er ist für den offiziellen Part des Abschieds zuständig: Flaggen einrollen, Reden halten, Hände schütteln. Er lächelt, tapfer und ein bisschen wehmütig. Automechaniker Michael Anderson reparierte immer nur amerikanische Modelle – und muss nun umschwenken. Joy Fleming sang vor allem für die Amerikaner – und muss sich nun von einem Teil ihrer Zuhörer verabschieden.

Es sind viele Fragmente an Eindrücken und Schicksalen, die in dem Film zu einem Ganzen werden. Aufnahmen von heute und alte Szenen in Schwarz-Weiß verschwimmen ineinander. Bilder und Erzählungen verweben die Macher kunstvoll zu einer Geschichte. Auch akustisch mutet der Film wie ein mit viel Bedacht zusammengestelltes Stückwerk an: Streckenweise herrscht in dem Film befremdliche Stille, mal wird laut gesungen, dann unterstreicht Hintergrundmusik das Geschehen.

Es ist Wegners erster Dokumentarfilm als Autorin und Regisseurin. Sie lebt und arbeitet als freie Autorin in Mannheim und hat die kulturelle Plattform „Goodbye G.I.“ ins Leben gerufen, die den Abzug der Army, der bis 2015 abgeschlossen sein soll, unter anderem mit Ausstellungen begleitet. Mit Gaulke hatte sie für ihr Debüt einen erfahrenen Regisseur an ihrer Seite: Für seinen Film „Havanna mi Amor“ gewann er 2001 den Deutschen Filmpreis „Lola“ in Gold.

„Goodbye, G.I.“, Di 22.45 Uhr, ARD

Zusatzmaterial im Internet: www.goodbye-gi.de