Peaches gibt eine ihrer berühmt berüchtigten schrillen Shows auf Kampnagel

Die kanadische Sängerin Peaches, die seit 14 Jahren in Berlin lebt, schwingt auf der Bühne einen umgeschnallten pinkfarbenen Riesendildo, brüllt dazu „Shake yer dix“ oder zeigt sich auf dem Plattencover ihres Albums „Fatherfucker“ mit Vollbart. Ihr Wettern gegen Schönheitsdiktate, Geschlechterfestschreibungen und Kosmetikkartelle ist klug, erfrischend und kommt mit raffinierten Mitteln des Punk und Elektroclash daher.

Auf ein neues Album warten ihre Fans, darunter auch Madonna und Lady Gaga, seit 2009 vergeblich. Vielleicht gibt es ja bei ihrem Auftritt am 9. August beim Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel ein paar neue Klänge.

Noch nie ist der Tabubruch das Ziel von Peaches gewesen, sondern ein Aufbegehren gegen fragwürdige Machtverhältnisse. Und zwar mit den Strategien weiblicher Selbstermächtigung. Die verfolgt sie, seit sie geprägt von der nordamerikanischen „Riot Grrrl“-Bewegung Anfang der 1990er-Jahre dem feministischen Underground zuwandte, in dem sich Frauen etwas lauter als gewöhnlich über Politik und Facetten des Sex ausließen. Im Schutze der Kunstfigur Peaches beherrscht die Sängerin, bürgerlich Merrill Nisker, das Spiel mit der Doppeldeutigkeit, wenn sie etwa in dem Song „Impeach my Bush“ auf das Referendum zur Abwahl des amerikanischen Präsidenten und zugleich auf weibliche Schambehaarung anspielt.

Fast vermutete man schon eine Hinwendung zum Kommerz, als sie vor einigen Jahren in der Show „Peaches Christ Superstar“ eine eigene Variante nach dem Vorbild des 40 Jahre alten Musicals von Andrew Lloyd Webber kreierte. Doch an der Seite ihres Landsmannes, des kanadischen Pianisten Chilly Gonzales, reüssierte die überaus stimmmächtige Peaches, die Show etablierte sie endgültig als begnadete Performerin und tourte erfolgreich rund um den Globus. Mit der Wahlberlinerin Simonne Jones schrieb sie den Song „Free Pussy Riot“. Zuletzt erschien ihre Show „Peaches Does Herself“ mit zahlreichen illustren Gastkünstlern, darunter ein bekannter Transsexueller, als Kinofilm. Bei ihrem Konzert ist nichts weniger als eine nachhaltige Verbindung aus Geist und Beats zu erwarten, die man so schnell nicht vergisst.

Peaches Sa 9.8., 22.30, kmh, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestr. 20-24, Karten zu 15,- im Vvk., 17,- an der Ak.; www.kampnagel.de