Eine Glosse von Alexander Josefowicz

Toll, da gibt es endlich einmal ein Kunstwerk, das auch dem größten Kulturmuffel so offensichtlichen wie direkten Nutzen bringt, und was passiert? Die deutsche Gründlichkeit in puncto Vorschriften macht aus „Offroad“, der elektrifizierend genialen Skulptur an der Autobahn 40 bei Dortmund, ein Stillleben.

Eigentlich sollte die Installation, sieben acht Meter hohe Windräder aus Verkehrsschildern und anderem Krimskrams umfassen, Strom produzieren. Kunststrom, genauer gesagt. Dieser, erklärt Schöpfer Pablo Wendel, unterscheide sich von normalem Strom nicht nur durch seine „künstlerischen Produktionsweisen“. Sondern auch „durch seine Eigenschaft, den Verbraucher mit Kunst aus der Steckdose zu versorgen“. Dummerweise ist Vater Staat augenscheinlich nicht imstande, den Unterschied zwischen künstlerisch und bloß finanziell wertvollem Strom zu erkennen, und sieht „Offroad“ als stinknormales Windkraftwerk an. Solche aber müssen versichert werden. Da sich Wendel das anscheinend nicht leisten kann oder will, stehen alle Räder still.

Zumindest bis auf kommenden Sonnabend. Dann hilft ein starker Arm dem darbenden Windmühlenstreiter. Wer? Die RWE Stiftung. Die ermöglicht zumindest eine eintägige Versorgung Neugieriger mit Strom für Handys und Co. Ganz ohne Kohle, Atom und Gas. Dafür mit viel Kunst. Und das ist doch auch öffentlichkeitswirksam, Verzeihung, schön.