Sarah Thekla Haase steht noch am Anfang ihrer Karriere. Da kann einer Designerin Schlechteres passieren, als dass eine Pop- und Stil-Ikone eine ihrer Kreationen trägt.

Mit ihrer ebenso ausgefallenen wie ansehnlichen Abschlusskollektion war sie irgendwie einem Netzwerk aus Fashionscouts, Talentspähern und Stylisten aufgefallen. Sie solle doch bitte vier Outfits ihrer Kollektion nach New York schicken, wurde ihr mitgeteilt. Okay, kein Problem. Doch wer würde ihre Mode dort tragen? Wo wird sie präsentiert? Wird sie überhaupt präsentiert? Viele Fragen. Konkrete Antworten gab es vorerst keine.

New York ist ja nicht eben die schlechteste Adresse für coole Mode, dachte sich die Hamburger Designerin Sarah Thekla Haase, 28, und brachte ihre Röcke, Kleider, und Mäntel auf die Reise über den Großen Teich. Es gab ja nur zwei Möglichkeiten: Vielleicht ergibt sich etwas. Oder eben nicht.

Ersteres war der Fall. Und wie. Denn plötzlich trug Lady Gaga einen schwarzen, kunstvoll mit Airbrush besprühten Rock von ihr. Lady Gaga! Stil-Ikone und Superstar. Die wohl meistfotografierte Frau der Welt. Sie trug den Rock in New York City am Tag nach ihrem 28. Geburtstag. Die Fotos des Megastars im von Sarah Thekla Haase designten und in ihrem kleinen Wohnzimmeratelier selbst genähten Kleidungsstück gingen via soziale Netzwerke um die Welt. Sie wurden auf gagafashionland.com oder ladygaga.com geteilt und geliked. Viele fragten sich gespannt: Was ist das für ein Rock – und wer ist der Designer?

Als Sarah die Fotos von Lady Gaga in ihrem Rock das erste Mal auf Instagram sah, musste sie sich erst einmal hinsetzen und zwei, drei Minuten ganz tief durchatmen, erzählt sie: „Ich war fassungslos. Positiv geschockt. Und glücklich. Überglücklich.“

Mit Bravour und Bestnote hat die Norddeutsche Anfang des Jahres an der Akademie für Mode und Design (AMD) in Hamburg ihren Bachelor gemacht. Als eine der drei besten Absolventinnen sicherte sie sich das Ticket für die BEST Graduate 2014 Fashionshow, die bei der Mercedes-Benz Berlin Fashion Week präsentiert wurde. Unter dem Motto „Die Zukunft der Mode“ präsentierte die Designerin in der Hauptstadt vor den Augen vieler Fachleute, Modeagenten und Einkäufer – genauso wie die besten drei Absolventinnen der AMD-Standorte Düsseldorf, München, Berlin – ihre Kollektion. Natürlich auch den berühmten Rock, den die Gaga neulich in New York getragen hatte.

Sarah Thekla Haase hat in letzter Zeit viel in ihrem Atelier gearbeitet und wenig geschlafen. Keine Zeit für eine kreative Schaffenspause. Sie ist dabei, ihre neue Kollektion zu planen und zu entwerfen. Dafür ließ sie sich jüngst auch durch das Alltagsleben großer Metropolen treiben und inspirieren, sagt sie: „In gehetzten und überfüllten U-Bahn-Stationen, etwa in London sind meine Augen ständig auf der Lauer nach interessanten Blickfängen. Oft sind es nur winzige Facetten im Look fremder Menschen oder ungewöhnliche Bewegungen, die mir ins Auge springen, die ich sofort im Kopf verarbeite und dann auch irgendwie in Mode umsetze.“

Die Grundphilosophie ihrer Arbeit sei die Verschmelzung, die Symbiose zwischen Körper und Couture. Nicht nur Schnitte und Stoffe spielen dabei eine Rolle, sondern auch eine grafische, abstrakte, Tattoo-ähnliche (und abwaschbare) Art der Körperbemalung. Jenseits von altbekannten Motiven hat sich eine neue Schule von Tätowierern etabliert und eine moderne Art der Körperverzierung entwickelt, deren Motive abstrakter Kunst und grafischen Zeichnungen ähneln. Ein Zusammenspiel aus Kleidung und Körper, genau das sei ihre Passion, erzählt die Hamburgerin. Kreativ, taff, hellwach, vielleicht sogar visionär, all das müsse sie momentan sein: „Dies ist für mich wirklich eine sehr an- und aufregende Zeit.“

Nicht erst seit Lady Gaga hat sie das Ziel, von der Hansestadt aus die Modewelt zu erobern und sich darin einen Namen zu machen. Ein Begriff zu werden. Ein Markenzeichen. Deshalb hat sie auch ihr eigenes Label gegründet: Add ON by Sarah Haase.

Die Kreationen von Sarah Thekla Haase im Internet: www.add-on-by-sarah-haase.eu