Soap & Skin präsentiert ein paar neue dunkle Songs im Uebel & Gefährlich

Das Älterwerden rückt ja Perspektiven zurecht und schafft Gelassenheit. Gottseidank. Eine Eigenschaft, von der Anja Plaschg, bekannt unter dem Künstlernamen Soap & Skin, leider oder zum Glück, muss man sagen, noch verschont ist. Mit unglaublichen 18 Jahren brachte sie ihr Debüt „Lovetune For Vacuum“ auf den Markt. Gab in Interviews dazu sensationell wenig preis und handelte sich einen Ruf als verschrobene Schüchterne ein. Bei ihrem Konzert am 24. Juli im Uebel & Gefährlich wird sie auch erst 24 Jahre jung sein. Ihre Erfahrungen als Künstlerin reichen allerdings schon für drei Leben.

Die ganze Palette hat die junge Österreicherin, die als abgebrochene Meisterstudentin von Daniel Richter an der Kunstakademie begann, schon hinter sich. Die einsame Außenseiterjugend im bäuerlichen Österreich. Das Unverstandensein. Das Ventil in der Kunst. Den ganz frühen Ruhm, den Druck, die Erschöpfung, die Depressionen, die Therapien, dann auch noch der Tod des Vaters. Ein Verlust, der sie schwer aus der Bahn warf. War schon das Debütalbum, das ihr über Nacht die Verehrung der Kritik und des Publikums und volle Konzertsäle bescherte, ein Meisterwerk an Expressivität und nocturnen Gefühlen, legte sie auf dem zweiten Album noch eine Schaufel obendrauf. Im Opener „Vater“, den sie in einem abgelegenen italienischen Dorf schrieb, würdigt sie den Verstorbenen: „Schlag Dich aus meinem Kopf meinem Haus. Wie sonst halte ich den Graus aus?“

Die Verzweiflung strömt dieser jungen Frau aus jeder Zeile und jeder Note und das ist mitunter schwer auszuhalten. Später rappelt sie sich auf und singt davon, auch diese Prüfung bestehen zu wollen. Und greift erneut in ausladende Arpeggien auf dem Flügel, die immer an die Wucht Rachmaninows erinnern. Dieser Ausdruck, so scheint es, Gefühle durch die Finger in die Tasten wie über einen Blitzableiter abzulassen, ist scheinbar ihre beste Therapie.

Der aktuelle Longplayer, der nun auch schon zwei Jahre alt ist, strotzt vor musikalischer Vielfalt. In „Deathmental“ türmen sich verstörende elektronische Rhythmen auf. Ein moderner Industrial-Sound mit Kirchenorgel-Einschlag. Wird eigentlich höchste Zeit für ein neues Werk, doch im vergangenen Jahr reichte es erst mal nur für eine EP mit drei Songs. „Sugarbreed“ ist opulent arrangiert. Mit vollem Orchesterbrett und Kirchenchormystik. Und dazu ein poppiger Rhythmus. „Me And The Devil“ ist feinster Geigenlastiger Experimental-Pop.

Ein fast schon theatraler Sound. Passt ja auch. Ab dem 6. September wird Anja Plaschg als musikalische „Julia“ an der Seite ihre Freundes Anton Spielmann (1000 Robota) als „Romeo“ Jette Steckels Shakespeare-Inszenierung zur Spielzeiteröffnung am Thalia Theater vertonen.

Soap & Skin Do 24.7., 21.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 22,70 im Vvk.; www.soapandskin.com